Magna und Nedcar haben Interesse an Ford-Werk Saarlouis

Michael Knauer

Die mögliche Übernahme des Ford-Werkes in Saarlouis durch den chinesischen Autobauer BYD ist nicht die einzige Option: Auch zwei Auftragsfertiger haben Interesse an dem Werk, wie die Automobilwoche erfuhr. Sicher ist das Geschäft aber noch lange nicht.

Mittwoch, 25. Januar 2023, 09.18 Uhr

Eine weitere Option für das Ford-Werk in Saarlouis: Der niederländische Auftragsfertiger VDL Nedcar, der unter anderem den Mini baut, hat offenbar auch Interesse an dem Standort.

Die Arbeitnehmer im schließungsbedrohten Ford-Werk in Saarlouis würden eine Übernahme durch den chinesischen Autohersteller BYD (Build your Dreams) begrüßen. Aber auch eine Weiterbeschäftigung durch einen Auftragsfertiger ist eine Option, wie die Automobilwoche erfuhr.

"Wenn man am Ertrinken ist, fragt man nicht danach, wer einem den Strohhalm zur Rettung reicht", sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werkes in Saarlouis, Markus Thal, der Automobilwoche. Mitte 2025 soll in Saarlouis der letzte Focus vom Band laufen, Ford wird dann keine Fahrzeuge mehr in dem Werk bauen.

Sollte ein chinesischer Autobauer Interesse an der Übernahme eines Großteils des Werkes haben, würden sich die Arbeitnehmervertreter dieser Lösung nicht verschließen, so Thal. "Wir können gut Autos bauen. Wenn es einen Investor gibt, der dieses Know How nutzen will, stehen wir dem aufgeschlossen gegenüber." Zu Gesprächen mit konkreten Investoren äußerte sich Thal nicht.

Magna und Nedcar könnten Werk ohne großen Umbau nutzen

Der leitende Ford-Manager Martin Sander, der für die Sparte Elektromobilität bei Ford in Europa verantwortlich ist (Ford Model e), soll mit weiteren Führungskräften in der nächsten Woche nach China reisen, um mit BYD über die Bedingungen einer Übernahme zu sprechen. Das berichtete am Dienstag die Wirtschaftszeitung Wall Street Journal.

Ob die Gespräche tatsächlich in eine Übernahme durch BYD münden, ist jedoch noch völlig offen. Ford hatte jüngst betont, es gebe weiterhin Gespräche mit insgesamt 15 interessierten Unternehmen zur Übernahme von Teilen des Werkes. Nicht alle dieser Unternehmen stammen aus dem Automobilsektor. Bis Ende März oder Anfang April will Ford eine vertragsfeste Lösung für Saarlouis gefunden haben, gemeinsam mit der Landesregierung und den Arbeitnehmervertretern.

Als aussichtsreich gilt neben der BYD-Lösung auch die Option, einen Großteil des Werkes an einen Auftragsfertiger zu geben. Wie die Automobilwoche aus dem Unternehmen erfuhr, haben unter anderem die österreichische Magna-Gruppe als auch der niederländische Auftragsfertiger VDL Nedcar Interesse.

Nedcar ist in Born ansässig und beschäftigt mehr als 4000 Mitarbeiter. Der einzige niederländische Autobauer baut unter anderem den Mini, das Mini Cabrio sowie den Mini Countryman. Seit 2017 baut Nedcar auch den BMW X1.

Ein Vorteil bei einer Übernahme oder Teil-Übernahme durch einen Auftragsfertiger wäre, dass das Werk in Saarlouis nur geringfügig umgebaut werden müsste, wenn dort weiter Verbrennerfahrzeuge gebaut würden. Bei einer Übernahme durch BYD und einer Umstellung auf E-Fahrzeuge wäre ein weit umfangreicherer Umbau erforderlich.