Digitaler Dirigent steuert bei Porsche jetzt die Produktion

Effizienz in der Produktion ist ein Dauerbrenner. Das Band hat längst ausgedient, stattdessen bilden in modernen Fabriken meist autonome Transportsysteme das Rückgrat der Automobilproduktion. Da diese oft von unterschiedlichen Firmen stammen oder mit Infrastruktur auf ihrem Weg durch die Hallen kommunizieren müssen, war eine einheitliche Steuerung schwierig. Mit einer Software der Tochter MHP hat Porsche nun begonnen, die interne Logistik in die Hand eines digitalen Dirigenten zu geben.

"Damit lässt sich unsere immer größer werdende Zahl an fahrerlosen Transportfahrzeugen punktgenau steuern. Gleichzeitig können wir durch die software-gesteuerten Transportsysteme bisherige Lkw-Fahrten einsparen und damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten“, sagt Porsche-Produktionschef Albrecht Reimold. Durch die Nutzung des FleetExecuter von MHP sei Porsche effizienter und flexibler als bisher. Die Rede ist von bis zu 20 Prozent Effizienzgewinn in der Intralogistik.

Schon jetzt steuert die Software den Materialzufluss in der Motorenproduktion am Standort Zuffenhausen. Bisher waren hier Lastwagen zwischen den Werksteilen unterwegs, die be- und entladen werden mussten. Dabei übernehmen 27 fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) auf einer Strecke von 750 Metern bis zu 1600 Ladefahrten am Tag. Dirigiert werden sie dabei auch durch bestehende Infrastruktur wie Aufzüge, Schnelllauftore und Bestandsanlagen. Außerdem überwinden die Fahrzeuge auf ihrem Weg zwischen den verschiedenen Hochregalen vier automatische Tore, ein Doppelaufzugsystem und vier kreuzende Fremdsysteme.

"Bisher wurden diese Flotten meist über die Software des Autobauers oder des Herstellers der FTF gesteuert", sagt Henning Hiebsch, Partner bei MHP, im Gespräch mit der Automobilwoche. "Unser Ansatz mit dem FleetExecuter ist unabhängig. Wenn sich beispielsweise ein Volkswagen und ein Skoda an einer Kreuzung treffen, dann übernehmen wir – im übertragenen Sinn – die Ampelsteuerung." Um die individuellen Anforderungen bei Porsche zu erfüllen, habe man die Lösung so konfiguriert und weiterentwickelt, dass sie die Produktionsversorgung hundertprozentig sicherstelle.

In Kürze sollen weitere Anläufe folgen, etwa beim Bau des elektrischen Sportwagens Taycan. Auch ein Einsatz des FleetExecuter in der Produktion in Leipzig ist denkbar. Die Anwendungsfälle werden im Vorfeld digital modelliert und simuliert sowie anschließend physisch erprobt. Bei den geplanten Projekten sollen insgesamt mehrere hundert Fahrzeuge in unterschiedlichen Flotten mit über 300 Funktionen im Einsatz sein.

Die Porsche-Tochter ist dabei für Beratung, Implementierung, Produktentwicklung sowie Service und Support verantwortlich. "Wir spannen einen Schirm über alle bisherigen FTF-Software-Anwendungen und integrieren diese", so MHP-Produktmanager Michael Strohäcker. Wenn beispielsweise neue Sensoren auf dem Shopfloor verbaut würden, dann müsse nicht mehr in die Software der einzelnen Hersteller eingegriffen werden.

Aus dem Datencenter:

Marktwachstum bei Automotive-Software