Mehr Transparenz auf dem Gebrauchtwagenmarkt

Die Sachverständigenorganisation GTÜ bietet in Deutschland ab Mitte Februar eine Batteriediagnose für Elektroautos an. Der von dem österreichischen Unternehmen Aviloo entwickelte Test soll E-Auto-Besitzern einen objektiven Nachweis über den Gesundheitszustand (State of Health, SoH) der Traktionsbatterie ihres Fahrzeugs liefern. Der SoH wird in der Regel in Prozent angegeben und zeigt an, wie viel Prozent seiner ursprünglichen Kapazität ein Akku derzeit noch fasst.

Der Zustand des Akkus ist für den Restwert eines E-Autos und – wenn auch in geringerem Maße – eines Plug-in-Hybrids entscheidend. Denn die Traktionsbatterie ist mit Abstand das teuerste Bauteil eines Elektroautos und kann bis zu 50 Prozent des Gesamtwerts ausmachen. Zudem ist ihr Zustand entscheidend dafür, wie hoch die Reichweite des Fahrzeugs ist.

Bislang gab es jedoch auf dem deutschen Markt noch kein marktreifes System, um wirklich zuverlässig zu diagnostizieren, wie es um den Akku eines E-Autos bestellt ist. Das macht den Markt intransparent und hat zur Folge, dass ein Interessent in der Preisverhandlung immer davon ausgehen muss, dass der Vorbesitzer die Batterie nicht geschont hat und diese darum in einem schlechten Zustand ist. Täte er das nicht, liefe er Gefahr, beim Kaufpreis übervorteilt zu werden. Das drückt die Restwerte.

Viele Kunden wenden sich aufgrund dieser Problematik gleich ganz von gebrauchten E-Autos ab. Wie groß die Skepsis ist, zeigte jüngst eine Erhebung des Umfrageinstituts Civey im Auftrag der Automobilwoche. Darin erklärten 55 Prozent der Befragten, für sie käme beim Kauf eines E-Autos kein Gebrauchtwagen in Frage. Nur 29 Prozent zeigten sich offen.

Das neue Angebot von GTÜ und Aviloo zielt darauf ab, diese Intransparenz und Skepsis zu beseitigen. Setzt sich das Angebot durch, könnte sich das auf dem Gebrauchtwagenmarkt deutlich bemerkbar machen. "Der Batteriezustand hat erhebliche Auswirkungen auf den Restwert eines Fahrzeugs. Studien haben ergeben, dass beim Verkauf eines gebrauchten kompakten Elektroautos mit entsprechendem Batteriezertifikat ein Mehrbetrag von mehreren hundert Euro erlöst werden könnte", erklärte GTÜ-Chef Robert Köstler.

Das Testverfahren ist allerdings etwas zeitaufwendig. Zunächst muss dazu ein Batterie-Tester online oder an ausgewählten GTÜ-Prüfstellen bestellt werden. Im Anschluss wird dieser an die OBD-Schnittstelle im Fahrzeug angeschlossen. Von dort verbindet sich das Gerät mit dem Mobilfunknetz. Gleichzeitig bekommt der Anwender einen Link für eine Web-App auf sein Smartphone gesandt.

Im nächsten Schritt muss die Batterie vollgeladen und die Test-App gestartet werden. Danach wird der Akku binnen einer Woche auf mindestens zehn Prozent leergefahren. Währenddessen sendet der OBD-Tester kontinuierlich Fahrzeugdaten an Aviloo. Dort werden die Daten ausgewertet und im Anschluss ein Batteriezertifikat mit einem genauen SoH-Wert ausgestellt. Der Tester geht im Anschluss zurück an Aviloo oder den jeweiligen GTÜ-Partner.

Zum Start gibt es Test und Zertifikat für 49 Euro. Danach steigt der Preis auf 99 Euro. Autohäuser können die Testgeräte für eine Grundgebühr von 79 Euro anschaffen. Pro Test fallen dann 79 Euro an.

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Aus dem Datencenter:

Entwicklung des Markts für Gebrauchtwagen in Deutschland von 2001 bis 2021