Mercedes-Vertriebszentrale in Berlin bleibt erhalten

Vor wenigen Woche feierte Konzernchef Ola-Källenius in Berlin noch das 25-jährige Bestehen der Vertriebszentrale für Deutschland. Rund 1400 Mitarbeiter steuern von hier den Verkauf der Fahrzeuge mit dem Stern. Angesichts der Pläne für den Verkauf sämtlicher Niederlassungen an Investoren ist die Unruhe momentan groß. Ein Unternehmenssprecher sagte gegenüber der Autmobilwoche nun aber: "Die Vertriebszentrale von Mercedes-Benz Deutschland in Berlin ist nicht Gegenstand der Prüfung."

Wie am Freitag berichtet, will das Unternehmen sämtliche Niederlassungen in Deutschland verkaufen. Dazu sollen für jeden der über 60 Standorte in den nächsten Jahren Gespräche mit möglichen Erwerbern geführt werden. Der Gesamtvertrieb allerdings wird nach wie vor von Berlin aus verantwortet. Zur Frage, ob es dann nach wie vor genügend Arbeit für alle Mitarbeiter geben werde, wollte sich der Konzernsprecher nicht äußern.

Vor etwas mehr als 25 Jahren, im Sommer 1998, zog die Vertriebszentrale für den deutschen Markt von Stuttgart nach Berlin, an den damals neu bebauten Potsdamer Platz. Vor zehn Jahren dann verlagerte der Mercedes-Benz-Vertrieb Deutschland den Standort nach Berlin-Friedrichshain – unweit der East Side Gallery.

"Mercedes-Benz und Berlin – diese Verbindung hat eine lange Geschichte, eine lebendige Gegenwart und, da bin ich mir sicher, eine erfolgreiche Zukunft", sagte Källenius bei der Jubiläumsfeier im Dezember. Auch Deutschland-Vertriebschef Jörg Heinermann lobte den Standort Berlin und die Impulse, die aus der Haupstadt kämen. Kein Wort davon, dass das Unternehmen in Deutschland den Verkauf sämtlicher eigener Autohäuser in den nächsten Jahren plant und damit den Vertrieb komplett umkrempelt.

Auch an anderer Stelle reduziert Mercedes sein Engagement in Berlin. So wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass der Hersteller seine Rechte am Namen der größten Veranstaltungshalle in der Hauptstadt abgibt. Aus der Mercedes-Benz-Arena wird die Uber-Arena. Der Vorplatz wird ebenfalls nach dem Taxi-Service aus den USA benannt. Ursprünglich hatte Mercedes-Benz die Namensrechte im Jahr 2015 für 20 Jahre erworben, steigt nun aber deutlich früher aus.

Zuvor hatte Mercedes bereits die Namensrechte für das Fußballstadion in Stuttgart abgegeben, Heimat des Bundesligaclubs VfB. Hier wurde aus der Mercedes-Benz-Arena die MHP-Arena. Die Porsche-Beratungtochter hat die Rechte vom Premiumhersteller übernommen, der in unmittelbarer Nähe der Arena seinen Firmensitz hat. Auch hier ging der Wandel schnell und lässt vermuten, dass Mercedes die finanzielle Belastung aus dem Sport-Sponsering deutlich reduzieren will.

Der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) sieht in dem angekündigten Verkauf der Niederlassungen positive Signale. So gebe es viele Gründe, warum sich ein Hersteller zu diesem Schritt entscheide. "Es spricht aber auch dafür, dass die überwiegend von mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern geführten Automobilhandelsunternehmen einen guten Job machen", so ZDK-Präsident Arne Joswig.

Bereits vor einigen Jahren hätten solche Handelsunternehmen einige Mercedes-Benz-Niederlassungen übernommen und führten sie sehr erfolgreich. Positiv sei zu werten, dass eine Bestandssicherung für Marken, Marktgebiete und Mitarbeiter angestrebt wird. "Jetzt kommt es auf die zukünftigen Investoren an, die aus unserer Sicht gern wieder aus dem mittelständischen Automobilhandel kommen könnten", so Joswig.

Automobilexperte Stefan Reindl vom IfA-Institut in Nürtingen-Geislingen sieht die geringen Margen der eigenen Autohäuser als ein Grund für den angestrebten Verkauf. "Viele ehemalige Niederlassungen sind wohl in den Händen der Händler profitabler als unter dem Dach des Konzerns", so Reindl.

Dies müsse aber nicht bei allen Autohäuserm der Fall sein. "Besonders einige strategisch bedeutsamen Standorte wie die Niederlassung am Salzufer in Berlin sowie die Münchener Niederlassung in der Arnulfstraße dürften demnach potenzielle Investoren aufgrund der ungünstigen Kostenstrukturen hinsichtlich der anzustrebenden Profitabilität vor große Herausforderungen stellen", so Reindls Einschätzung. Er geht daher davon aus, dass nicht alle der über 60 Standorte auch wirklich veräußert werden.

Aus dem Datencenter:

Größte Mercedes-Benz Niederlassungen in Deutschland