Die ersten zwei Jahre waren für sie nur eine Art Vorspiel. Denn auch wenn MG bereits zur stärksten chinesischen Marke in Deutschland aufgestiegen ist und in diesem Jahr hier wohl zum ersten Mal 10.000 Autos zulassen wird, zählt das nicht so recht für Europachef Xinyu Liu. Schließlich waren das nur umgebaute Verbrenner, von denen es beim EHS sogar nur zum Plug-in-Hybriden gereicht hat. Doch wenn in diesen Tagen der MG4 an den Start geht, dann wird es so langsam ernst für die britisch-stämmige Tochter des größten chinesischen Autoherstellers SAIC.
Denn der MG4 ist nicht nur das erste Auto auf einer neuen, dezidierten Elektroplattform, die bald über ein Dutzend Modelle tragen soll. Sondern mit 4,20 Metern Länge und einem Kampfpreis von 31.990 Euro besetzt er genau jene Lücke, die bei Vollsortimentern wie VW im aktuellen Elektro-Portfolio klafft, und wird zu einem der ersten bezahlbaren Familienautos für die Generation E und damit zur elektrischen Entsprechung des bisher so universellen VW Golf. Nicht umsonst kostet er mindestens 20 Prozent weniger als der ähnlich große ID3, der für die Wolfsburger Erbfolge schlicht zu teuer geworden ist, um in einer Linie mit dem Golf zu stehen.
Das Design des Fünftürers wirkt gefällig und beweist mehr Charakter als die runden VW-Modelle, wenngleich der mächtige Spoiler an der Dachkante sportliche Erwartungen weckt, die das Elektromodell so gar nicht erfüllen will. Und bei den Heckleuchten mit ihren funkelnden LED-Blitzen sind die Chinesen vielleicht ein wenig übers Ziel hinaus geschossen. Doch wo Autos aus China bislang oft albern ausgesehen haben oder abgekupfert, beweist MG hier zumindest einen gewissen Eigensinn.