Der lange kriselnde Digitalkartendienst Here Technologies, der sich im Besitz von Mercedes-Benz, BMW, Audi und weiterer Eigentümer befindet, hat 2023 das beste Finanzjahr seit Langem erzielt. "Der Free Cashflow ist positiv, das EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, Anm. d. Red.) haben wir verdreifacht, der Umsatz wurde gesteigert", sagte der neue CEO Mike Nefkens im Gespräch mit der Automobilwoche. Das EBITDA lag 2023 laut Nefkens bei 140 Millionen Dollar.
Der Digitalkartendienst mit Sitz in Amsterdam war lange Zeit ein Sorgenkind. 2015 hatten deutsche Autohersteller und andere Firmen gemeinsam das Unternehmen von Nokia übernommen und wollten damit die Googles dieser Welt übertrumpfen. Doch der Start war schwer, das Geschäft defizitär. Nun hat Here seit wenigen Tagen mit Nefkens einen neuen Vorstandschef, der bereits Seit vergangenem Sommer dort im Hintergrund an der Wende arbeitete.
"Here war rund drei Jahre in der Krise. Aber in den vergangenen sechs Monaten haben wir viele Probleme gelöst. Here ist nun nicht mehr in der Krise", sagte Nefkens.
Vor allem seien die Beziehungen mit den drei Haupteigentümern gefixt worden. "Wir haben mit den Eigentümern einerseits die finanzielle Basis abgesichert und wir haben andererseits einen unabhängigen Aufsichtsrat installiert. Die Krise war im Grunde eine Führungskrise. Das ist nun sowohl im Management als auch im Aufsichtsrat geklärt", sagte der amerikanische Topmanager.
Zur Beziehung mit den Anteilseignern sagte Nefkens: "Wir haben im Aufsichtsrat die drei Eigner vertreten, was eine Abhängigkeit in sich birgt. Zudem sind das drei Partner, die sich auf dem Markt gegenseitig Konkurrenz machen, hier aber zusammenarbeiten sollen." Here müsse ein unabhängiges Unternehmen sein, um am Markt Erfolg zu haben und von allen vorurteilslos behandelt zu werden. Neben den drei Vertretern der deutschen Autohersteller hat Here nun mehr unabhängige Aufsichtsräte installiert.
Nefkens will damit Vertrauen im Markt erzeugen. Seit dem vergangenen Jahr konnten bereits neue Kunden gewonnen werden wie Hyundai, JLR oder zuletzt Uber. "Das geht nur mit den richtigen Produkten. Ich muss nicht versuchen, Google bei Search besiegen zu wollen, das wäre verrückt. Aber wir haben Tools, die Google und andere eben nicht haben, und damit punkten wir."
Weitere Anteilseigner will Nefkens aber nicht ins Boot holen. "Wir haben keinen Bedarf an weiteren Eigentümern. Wir brauchen auch keine neuen Finanzspritzen." Auch ein Börsengang – lange Zeit Thema im Hause – sei aktuell vom Tisch.