Wenn der Transport smart wird

Die Logistik nimmt innerhalb der Wertschöpfungskette eines Fahrzeugs eine große Rolle ein. Sie verbindet die am Liefer- und Produktionsprozess beteiligten Akteure über unzählige Transportwege. Autohersteller und deren Zulieferer arbeiten an Konzepten, um die dabei verursachten CO2-Emissionen zu verringern.

So will Mercedes-Benz künftig fertige Autos per Frachter mit Segelantrieb aus Europa in die USA transportieren. Dafür hat der Autohersteller eine Absichtserklärung mit der norwegischen Reederei Wallenius Wilhelmsen unterzeichnet. Die Reederei entwickelt einen per Wind angetriebenen Frachter: 220 Meter lang, rund 100 Meter hoch, 39,4 Meter breit und mit Platz für 7000 Pkw. Allein mit Windkraft soll das Schiff zwölf Knoten schnell sein und 90 Prozent CO2 im Vergleich zu konventionellen Frachtern sparen. Das erste dieser Schiffe soll 2027 auslaufen.

Bereits Realität ist eine prämierte Lösung des VW-Konzerns. Der Verband der Automobilindustrie VDA hat dem Autohersteller dafür den VDA-Logistik-Award 2023 verliehen. Ausgezeichnet wurde VW für das Konzept „MEB Batterielogistik”. Dabei werden verschiedene Innovationen zu einer intelligenten Prozesskette vereint. Mit dem Preis würdigt der Verband herausragende Logistiklösungen.

Ziel des VW-Konzepts ist die kosteneffiziente und nachhaltige Produktion und Logistik von Zellmodulen und Batteriesystemen. Grundlage dafür ist zum einen ein standardisierter Prozess in der Transport- und Lagertechnik. Zum anderen ein schlanker, nachhaltiger, kosteneffizienter und automatisierter Materialfluss, der sich in allen Werken des Konzerns anwenden lässt. Dies wird erreicht, indem frühzeitig Logistikexperten, Spezialisten anderer Fachbereiche und Behörden zusammenarbeiten. Gleichzeitig werden auch die Batteriemontage- und Fahrzeugwerke und künftig auch die Zellwerke der Konzernmarken eng vernetzt.

Zu den Pilotwerken gehört das Werk in Braunschweig. Dort entwickelt und fertigt VW Fahrwerkkomponenten wie Lenkungen, Batteriesysteme und Achsen. Zudem zählen das VW-Werk in Zwickau und das Škoda-Stammwerk in Mladá Boleslav zu den ausgewählten Standorten. Die drei Werke dienen laut VDA „als Blaupause” für alle Marken im VW-Konzern. „Unser gemeinsames Batterielogistik-Konzept ist durch den Einsatz der Bahn als Hauptverkehrsträger und durch das automatisierte Be- und Entladen der Waggons sowohl nachhaltig als auch prozess- und kostenoptimiert”, sagt David Strnad, Leiter Logistik bei Škoda.

Die Schiene spielt auch bei Audis ganzheitlichem Ansatz für eine CO2-neutrale Logistik eine große Rolle. Seit 2022 transportiert der Autohersteller Batteriemodule und -zellen aus Ungarn per Bahn statt Lkw nach Brüssel. Der Umstieg spart 2600 Tonnen CO2 pro Jahr und ist Vorbild für die Umstellung weiterer Transporte von Batteriebauteilen Audis. Ab 2025 will der OEM Batteriemodule und -zellen ausschließlich per Zug transportieren.

Neue Ideen für die Logistik kommen auch von Zulieferern. „Next Generation Transport Management” heißt ein Bosch-Projekt. Auf einer integrierten Plattform werden Lieferanten, Werke und Logistikdienstleister eingebunden. Das soll Vorteile für alle Akteure entlang der Lieferkette bringen. Für Lieferanten verringert sich der Aufwand für Transportbestellungen. Logistikdienstleister können ihre Kapazitäten durch langfristige Vorhersagen besser planen. Große Vorteile für Bosch ergeben sich unter anderem aus einer Transportkosten- und CO2-optimierten Beschaffung sowie automatisierten Prozessen in den Bereichen Wareneingang und Versand.

Das Logistik-Team von Schaeffler ist folgender Aufgabenstellung nachgegangen: Welches Transportmittel und welche Route sind am preisgünstigsten, zuverlässigsten, schnellsten und dabei möglichst klimaneutral? Die Lösung: Transportation Data Cube. Das digitale Logistik-Tool filtert aus Milliarden von Daten diejenigen, die erforderlich sind, um den jeweils optimalen Transportweg zu bestimmen.

Für BMW ist neben einem effizienten Transport eine ausgeklügelte Verpackungslogistik wichtig. BMWs Rezyklatquote stieg bei Neuvergaben für Mehrwegverpackungen in der Logistik 2022 von rund 20 auf über 35 Prozent.

Eine große Rolle spielen dabei EPP-Verpackungen. Die Abkürzung steht für Expandierendes Polypropylen. EPP eignet sich als formbares Verpackungsmaterial vor allem für Bauteile mit empfindlichen Oberflächen. Der Rezyklatanteil bei neu entwickelten EPP-Verpackungen liegt derzeit bei 25 Prozent. Erste Pilotversuche mit Verpackungen, die zu 100 Prozent aus Rezyklat bestehen, laufen bereits.

Dieser Text stammt aus der Automobilwoche-Edition "Sustainability". Mehr erfahren

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