Renaults neues Markengesicht à la Alpine

Es begann vor 33 Jahren mit einer tollen Kiste und endet nun wohl mit einem rassigen Auto, das gar nicht mehr nach Kleinwagen aussehen will. Der neue Clio gibt mit seinem betont sportlichen Frontdesign die künftige gemeinsame Optik für die Marke vor.

Renault hat am Dienstag ein Facelift des Clio 5 vorgestellt, das eigentlich ein Clio 5.5 ist. Denn nicht nur beim Außen- und Innendesign haben die Franzosen kaum einen Stein auf dem anderen gelassen, sondern auch bei der Motorisierung.

Ob es noch einmal einen komplett neu entwickelten Clio geben wird, ist fraglich. Leitende Renault-Manager äußerten sich dazu am Dienstag zurückhaltend gegenüber der Automobilwoche. Fest steht nur, dass der neue Clio ebenso wie sein Vorgänger sowohl im türkischen Werk in Busra als auch weiterhin im Werk Novo Mesto in Slowenien gebaut wird.

Europaweit und im Nahen Osten wurden von dem Dauerbrenner seit 1990 mehr als 16 Millionen Einheiten verkauft, davon mehr als eine Million in Deutschland. Damit ist der Clio das meistverkaufte Modell der Marke überhaupt.

Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den überarbeiteten Clio. "Der neue Clio ist das erste Modell unserer 'nouvelle vague' (neue Welle), er zeigt damit zum ersten Mal das Gesicht unserer künftigen Modelle", sagte Markenchef Fabrice Cambolive in einer Videoübertragung.

Wie viele Einheiten Renault von dem neuen Modell verkaufen will, dazu gaben am Dienstag mehrere befragte Manager keine Auskunft - zu ungewiss sind die Rahmenbedingungen, zu ungewiss ist die Zukunft des Kleinwagen-Segments.

"Wir wollen sicher mehr verkaufen als zuletzt vom aktuellen Modell", sagte Sébastien Erphelin, Leiter für Produkt-Performance und der Clio-Baureihe, der Automobilwoche bei der Vorstellung des Autos in Köln. Zeitgleich wurde der neue Clio in vier weiteren europäischen Städten präsentiert.

Beim Antrieb hat sich Renault entschieden, den neuen Clio in allen erdenklichen Varianten anzubieten - außer als rein elektrsiches Modell, denn diese Aufgabe fällt im kommenden Jahr der neuen Baureihe R5 zu und 2025 dem R4.

Auch einen Diesel wird es überraschenderweise wieder geben - jedoch nicht in Deutschland und den Niederlanden. Möglicherweise finden sich jedoch Händler der Marke, die diese Version im Ausland beschaffen können.

Das Prunkstück der Motorisierung stellt ein 145 PS starker Vollhybrid-Benziner (TCe 145) mit 145 PS Systemleistung dar - der dennoch nur 93 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen soll. Der Kombi-Antrieb besteht aus einem 1,6-Liter Vierzylindermotor mit 94 PS sowie aus zwei Elektromotoren, einem 36 kW-Antriebsmotor und einem weiteren 18 kW-Startergenerator. Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine Kapazität von 1,2 kWh.

Eine etwas schwächere Variante (TCe 90) stellt ein Dreizylinder-Turbobenziner dar, den Einstieg - auch preislich -  soll schließlich ein kleiner 1,0-Liter Dreizylinder ohne Turbo (SCe 65) mit 65 PS erleichtern.

Zusätzlich wird der neue Clio auch mit Gasantrieb erhältlich sein - dann mit dem Dreizylinder-Turbo (TCe 100 LPG) und 100 PS Leistung. Verbrauch und CO2-Emissionen sollen bei dem LPG-Modell um acht Prozent niedriger liegen als beim Benziner-Dreizylinder mit 90 PS.

Ein Highlight des Clio-Facelifts dürfte die höchste Ausstattungsversion "Esprit Alpine" sein, für die Chefdesigner Gilles Vidal tief in die Designelemente der Renault-Sportwagenmarke Alpine greifen durfte. So prangt auf den Vordersitzen jeweils ein großes Alpine-"A," auf Fahrer- und Beifahrerseite prangen große Alpine-Embleme. 

"Bei Alpine ist man froh darüber, dass wir Elemente aus ihrer Designsprache für den Clio nutzen. Dadurch steigt die Wahrnehmung der Marke Alpine", sagt dazu Baureihen-Chef Erphelin.

Preise gab Renault am Dienstag noch keine bekannt. In Deutschland sollen diese im Juni veröffentlicht werden, dann beginnt auch der Verkauf. Ab September sollen die ersten Exemplare an die Kunden ausgeliefert werden.