Mercedes startet ins Jahr der E-Klasse

Auf der Messe in Schanghai wird Mercedes in wenigen Tagen das neue Maybach EQS SUV präsentieren, das vor allem für die reiche chinesische Kundschaft gedacht ist und die Luxus-Strategie befeuern soll. Wenige Tage später feiert am 25. April dagegen ein Modell digitale Premiere, mit dem Mercedes einst groß geworden ist und für viele seit jeher den Kern der Marke verkörpert: Die E-Klasse. Es wird das letzte Modell überhaupt von Mercedes sein, das auf einer reinen Verbrenner-Plattform aufgebaut ist. Ab 2024/25 folgen die Elektro-Architekturen.

Vom äußeren Design hat Mercedes bisher nur Teaser-Bilder veröffentlicht. Diese legen nahe, dass die nächste Generation noch sportlicher ausfällt, was sich an der nach hinten stärker abfallenden Dachlinie zeigt. Neben der klassischen Limousine wird es auch wieder einen Kombi geben, der aber fast ausschließlich für den europäischen Markt bestimmt ist und im Sommer folgt. Auch die etwas höher gelegte All-Terrain-Version für Schotterpisten wird wieder aufgelegt. Zudem dürften ein Coupé sowie ein Cabrio als CLE geplant sein, um die Oben-Ohne-Fans von C-Klasse bis S-Klasse zu bedienen. In diesen Baureihen bietet Mercedes keine Cabrios mehr an. Die Taxiversion wird dagegen ersatzlos gestrichen.

Während die E-Klasse früher zum absoluten Bestseller der Marke mit den Stern zählte, hat sie durch SUVs wie dem GLE starke Konkurrenz im eigenen Haus bekommen. Laut Geschäftsbericht wurden 2022 weltweit 302.700 Exemplare ausgeliefert. 2021 waren es 295.100. Wichtigster Markt ist China mit über 140.000 Zulassungen (Langversion) laut örtlicher Statistik. In Europa sind knapp 40.000 Einheiten abgesetzt worden, in den USA waren es im vergangenen Jahr nur rund 20.000 verkaufte Fahrzeuge. Damit kommt die E-Klasse nicht mehr ran an einstige Spitzenwerte von rund 340.000 Einheiten (Jahr 2011), was aber zum Teil mit dem Halbleitermangel zu erklären ist.

Zu Details der neuen neuen E-Klasse hält sich Mercedes noch bedeckt, verspricht aber „das einzigartige und von der Kundschaft seit Jahrzehnten geliebte Zuhause-Gefühl mit einer neuen Dimension von nahtlos integriertem, digitalem Luxus“. Es solle die persönlichste und intelligenteste E-Klasse der Baureihenhistorie werden. Diese begann im Jahr 1993, als die Baureihe W124 auf die neue Typbezeichnung E-Klasse umgestellt wurde. Die Tradition der E-Klasse reicht jedoch viel weiter zurück in die Anfänge der Markengeschichte. Mit dem W214 rollt in Sindelfingen jetzt die sechste Generation mit dem E am Heck vom Band.

Die soll vor allem beim Infotainment Maßstäbe setzen. So soll die neue Elektronikarchitektur, die bereits Teile des für 2024 geplanten Betriebssystems MB.OS enthält, eine neue digitale Erfahrung ermöglichen. Bildschirme und das Infotainment MBUX teilen sich nun einen Zentralrechner, sind nicht mehr auf unterschiedliche Domänen verteilt. Dies erhöht die Leistung, die Datenströme können schneller übertragen werden. Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer ist überzeugt, dass Kunden ihre Smartphones im Auto künftig nicht mehr benötigen werden.

Neben Plattformen wie TikTok, Spielen wie Angry Birds oder Videokonferenzen mit Webex ist erstmals auch das Entertainment-Portal Zync auf dem Zentral- und optionalen Beifahrer-Display integriert. Es beinhaltet Video-Streaming, On-Demand-Inhalte, interaktive Erlebnisse, Sport, Nachrichten, Spiele und vieles mehr über eine Benutzeroberfläche. Nur den Hyperscreen aus EQS und EQE suchen Kunden vergeblich. Da die Instrumententafel abgesetzt ist, spricht Mercedes lediglich von einem Superscreen. Dieser verfügt aber ebenfalls über eine große Glasfläche.

Bei den Motoren dürfte es keine großen Überraschungen geben. Die erst vor kurzer Zeit eingeführten, durchzugsstarken 3-Liter-Reihensechszylinder-Turbobenziner und das Diesel-Pendant bleiben im Programm. Das gilt auch für die sparsamen 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel sowie den 2,0-Liter-Benziner. Der Achtzylinder für den 63er AMG fliegt raus, er wird ersetzt durch einen Reihensechszylinder, der von einem Elektromotor unterstützt wird und dadurch deutlich sparsamer ist bei gleicher Leistung. Die Plug-In-Hybride für Benziner und Diesel erhalten neue Batterien und kommen so auf eine rein elektrische Reichweite von rund 100 Kilometern.

Der Preis der neuen Mercedes E-Klasse steht noch nicht fest. Angesichts der überaus selbstbewussten Preispolitik im Rahmen der Luxus-Strategie dürfte er aber deutlich über dem des aktuellen Modells liegen. Bisher startete die Basisversion bei 51.319 Euro.

Aus dem Datencenter:

Die Agenturpläne von Mercedes-Benz, BMW und Audi