Mit der angekündigten Antriebswende kam der "Electric Rush". Wie beim "Gold Rush" Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA dachten viele, bald reich zu werden. Zig Start-up-Hersteller erschienen plötzlich auf der Bildfläche. In China sollen es schon 300 Firmen versucht haben. Auch in den USA träumen nicht wenige unbeirrt vom Durchbruch, angespornt vom großen Vorreiter Tesla, der CEO Elon Musk zum reichsten Menschen der Welt machte.
Als Spielfeld haben sie sich Europa ausgeguckt. Die Schwemme an "New Vehicle"-Firmen ist noch längst nicht vorbei. Selbst auf dem kleinen Genfer Auto-Salon fanden sich neue Namen.
Die Hinwendung zum Elektroantrieb sehen sie als historisch einmalige Chance, es mit den etablierten Autobauern aufzunehmen. Doch wer sich noch keinen Namen gemacht hat und weder Strukturen noch Vertrieb besitzt, ist womöglich zu spät dran. Nichtsdestotrotz kommen in den nächsten 15 Monaten noch unzählige Marken neu auf den Markt.
Der Friedhof der Aspiranten ist jetzt schon groß. Wir erinnern uns noch an Byton, Faraday Future oder die gescheiterte Borgward-Wiederbelebung. Was soll da werden mit den kleinen Autobauern, die in Europa keiner kennt und bloß die Mainstream-Produkte bieten? Die Börsenwerte schrumpfen aktuell, und die Gewinnschwellen rücken nach hinten. Wie lange können sie durchhalten?
Doch auch wenn es das Gros nicht schafft – ein paar wenige kommen sicher durch. BYD führt schon die dritte Marke in Europa ein und baut ein Werk in Ungarn. Die Chinesen haben auf dem Kontinent noch nicht viel abgesetzt, aber bereits enorme Marktmacht bei weltweit drei Millionen verkauften Fahrzeugen und eigener Batterietechnologie entwickelt. Und die SAIC-Marke MG ist sogar schon etabliert in Europa.
Die kritische Größe zu erreichen, das ist das Ziel. Bevor das Geld ausgeht und bevor sich das historische Fenster wieder schließt.