Neue Marken kommen bei E-Transportern kaum an

Während der Elektroantrieb bei Pkw einen Dämpfer erhält, ist er bei Transportern noch gar nicht richtig angekommen. Nur jeder 20. im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassene Transporter hatte einen Elektroantrieb. Insgesamt kamen knapp 463.000 Transporter erstmals auf die Straße.

Unterm Strich kommt Dataforce auf weniger als 22.000 leichte BEV-Nutzfahrzeuge. Dabei dominieren die etablierten Hersteller mit ihrem Angebot: Gut jeder vierte E-Transporter ist ein Mercedes Vito, etwa jeder Zehnte ist jeweils ein Opel Vivaro oder ein Ford Transit.

„Ich glaube nicht, dass die Nachfrage nach Elektro-Transporter im laufenden Jahr groß steigt“, sagt Dataforce-Analyst Benjamin Kibies. „Letztendlich wird dies alles über die CO2-Regulierung getrieben, die auch für die leichten Nutzfahrzeuge gilt.“

Quelle: Dataforce; leichte Nutzfahrzeuge bis 7,5t mit Elektroantrieb

Neue Marken tun sich schwer: Kein Modell eines neuen Herstellers kommt auf vierstellige Absatzzahlen. Am besten schneidet noch Maxus ab: Die Marke aus dem chinesischen SAIC Konzern hat mit dem e-Deliver 3 (821 Einheiten) und dem e-Dilver 9 (272 Einheiten) immerhin zwei Modelle. 

Von den eigentlichen Plänen ist Maxus erstmal abgekommen: Ursprünglich wollte sich der Transporter-Anbieter schnell auf Elektro konzentrieren, nun bleibt der Verbrenner im Angebot. Die Zahlen zeigen warum: Mit 1800 Einheiten machte Maxus mehr als die Hälfte seiner Neuzulassungen mit dem Deliver 9 mit konventionellem Dieselmotor.

"Mit der Kombination aus effizientem Dieselmotor und fortschrittlichem Elektroantrieb sind wir für die Zukunft ausgezeichnet aufgestellt. Wir streben für 2026 einen Marktanteil von 15 Prozent bei den vollelektrischen leichten Nutzfahrzeugen an, im Dieselmarkt wollen wir zu diesem Zeitpunkt fünf Prozent erzielen“, sagt Gerald Lautenschläger, Geschäftsführer Maxomotive Deutschland. 

Trotz Insolvenz stellte Streetscooter mit dem Work noch ein relativ starkes Modell für eine junge Marke: 652 Einheiten kamen im vergangenen Jahr noch auf den deutschen Markt. Das waren wohl Restbestände. Da die Fahrzeuge schubweise in den Monaten Juli, August und November angemeldet wurden, dürfte es sich um größere Deals gehandelt haben.

Doch für den neuen alten Besitzer Günther Schuh, der die Reste des von ihm gegründeten Unternehmens wieder übernommen hat, dürfte es schwer werden. Den einstigen Vorreiter-Bonus hat Streetscooter verspielt, jetzt ist der Wettbewerb deutlich härter.

„Im Transporter hatten die traditionellen Hersteller mehr Zeit, weil die Nachfrage insgesamt noch sehr gering“, so Kibies. Kämpfen sie im Pkw-Elektromarkt immer noch mit dem Rückstand, sind sie im E-Transportergeschäft vorne mit dabei. „Insofern war es richtig, hier länger zu warten“, so Kibies.

Auch Rivian ist quasi durch die Hintertür im deutschen Markt angekommen. Den richtigen Markteintritt plant die Marke für Ende 2025 beziehungsweise Anfang 2026. Bislang folgt sie lediglich dem Partner Amazon. Mit 349 Neuzulassungen ist der Rivian-Fuhrpark noch überschaubar. Ob er in den nächsten Monaten weiterwächst, hängt von dem Online-Kaufhaus ab. Insgesamt will Rivian dem Online-Kaufhaus 100.000 Fahrzeuge liefern.

In Neuss bei Düsseldorf eröffnete die Marke im Oktober ihr erstes Service-Center: fünf Hebebühnen in der Werkstatt plus Büro- und Aufenthaltsräume. Vertriebsstandorte gibt es nicht. Weitere Service-Center sollen folgen, unter anderem in Berlin und München.

Aus dem Datencenter:

Automarkt Deutschland im Dezember 2023