Neuzulassungen auf hohem Niveau - noch...

Im Oktober 2019 wurden in Deutschland 284.593 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach zehn Monaten steht das zweitbeste Neuzulassungsergebnis seit dem Jahr 2000 zu Buche. Nur in 2009, dem Jahr der Verschrottungsprämie, gab es mehr neu zugelassene Pkw auf Deutschlands Straßen.

Nachdem die beiden Vormonate durch die zweite WLTP-Umstellung verfälscht waren, ist der Oktober ein fast normaler Monat gewesen. Allerdings täuscht die hohe Zuwachsrate von fast 13 Prozent, da der Oktober im Vorjahr durch die erste WLTP-Umstellung noch deutlich negativ beeinflusst war. Ein Vergleich mit dem unverfälschten Oktober 2017 zeigt ein Plus von vier Prozent. Allerdings hatte der Oktober damals zwei Arbeitstage weniger als in diesem Jahr.

Auch wenn sich mit dem Vergleich zu Oktober 2017 die positive Entwicklung etwas relativiert, bleibt der abgelaufene Monat im langjährigen Vergleich überdurchschnittlich: Es war das vierthöchste Oktoberergebnis seit dem Jahr 2000 und lag vier Prozent über einem mittleren Oktober in diesem Jahrtausend.

Allerdings zeichnen sich erste Bremsspuren auf diesem hohen Niveau ab: Der Verband der Automobilindustrie (VDA) meldete ein Minus von einem Prozent bei den inländischen Auftragseingängen gegenüber dem Vorjahr. Das ist auf den ersten Blick nicht besorgniserregend, aber man muss berücksichtigen, dass die Auftragseingänge im Oktober 2018 acht Prozent unter denen von 2017 lagen.

Kumuliert liegen die Auftragseingänge aber noch im Plus, sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch im Vergleich zu 2017, sodass für das laufende Jahr mit keinem Einbruch zu rechnen ist.

Die Entwicklung der verbleibenden zwei Monate wird moderat positiv gesehen. Es könnte auch zusätzliche positive Impulse geben. Ab 2020 gelten die neuen, herstellerspezifischen Grenzwerte für den CO2-Ausstoß. Es könnte sein, dass viele Hersteller ihre CO2-starken Pkw bis Jahresende verstärkt als vorgezogene Neuzulassungen in den Markt drücken. Das hätte für sie den Vorteil, dass diese Fahrzeuge in 2020 bei der Berechnung des CO2-Flottenausstoßes nicht berücksichtigt würden. Sind die starken Wachstumsraten der SUVs in den vergangenen Monaten und im Oktober mit plus 30 Prozent bereits ein Anzeichen dafür oder ist es eine normale Marktentwicklung?

Die Automobilwoche erwartet für 2019 ein Neuzulassungsergebnis von zirka 3,54 Millionen Pkw. Das wäre ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die wirtschaftliche Entwicklung für das kommende Jahr wird zunehmend skeptischer gesehen. Neben einer normalen Abflachung des Wirtschaftswachstums stehen weiterhin Unsicherheiten bezüglich des Brexits und ausufernde Handelskriege im Raum. Auch marktinterne Probleme sind absehbar: Wie steht es mit der Verfügbarkeit neuer Modelle? Wie wird die neue Generation der E-Mobile vom Verbraucher angenommen? Führt die Klimadebatte zu Warteeffekten oder zu einem schnelleren Ersetzen alter Pkw durch neue, energiesparende Modelle?

Unter der Annahme, dass es kommendes Jahr nur zu einer konjunkturellen Wachstumsdelle, nicht aber zu einer Rezession kommt, erwartet die Automobilwoche ein Neuzulassungsergebnis von 3,35 Millionen Pkw. Das sind 5,4 Prozent weniger als in diesem Jahr, aber dennoch drei Prozent über dem mittleren Neuzulassungsniveau in diesem Jahrtausend.

Im Oktober lagen die privaten Neuzulassungen 6,8 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Der Anteil lag mit 34,3 Prozent fast zwei Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahresmonats. Nach zehn Monaten liegen sie 0,6 Prozent unter Vorjahr.

Die gewerblichen Neuzulassungen stiegen im Oktober 2019 mit plus 16 Prozent abermals stärker als die privaten Zulassungen. Kumuliert weisen sie ein Plus von 5,7 Prozent auf.

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw stiegen im Oktober um unterdurchschnittliche 9,6 Prozent, ihr Anteil verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Punkte auf 30,9 Prozent. Es ist der niedrigste Dieselanteil in einem Oktober seit 2000. Der durchschnittliche Dieselanteil in einem Oktober lag in den Jahren 2000 bis 2018 bei 44,5 Prozent. In der Spitze (2007) betrug er 49,6 Prozent.

Die Neuzulassungen der Benziner stiegen im Oktober um 4,5 Prozent, sie kamen auf einen Marktanteil von 57,7 Prozent, nach 62,3 Prozent im Vorjahr. Auf Monatsebene ist es der zwölfte Marktanteilsrückgang in Folge gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat. Die Zulassungen von Pkw mit alternativen Antrieben stiegen in Summe um 115 Prozent, der Marktanteil erhöhte sich auf 11,3 Prozent, nach 5,9 Prozent im Vorjahr.

Das meiste Volumen bei den alternativen Antrieben haben die normalen Hybride. Sie kamen mit 19.435 Neuzulassungen auf einen mehr als doppelt so hohen Wert wie im Vorjahr und machten 60 Prozent aller alternativen Antriebe aus. An zweiter Stelle lagen im vergangenen Monat die Plug-in-Hybride. Sie kamen mit 6.947 Neuzulassungen erstmalig seit September 2018 wieder auf einen höheren Wert als die reinen Elektro-Pkw. Diese erzielten mit plus 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr zwar ein starkes Wachstum, blieben mit 4.979 Neuzulassungen allerdings hinter den Ergebnissen der Vormonate zurück. Die Hybride – sowohl mit als auch ohne Stecker – erzielten jeweils ihre bisher höchsten Zulassungszahlen.

Bei einem Gesamtmarktwachstum von 12,7 Prozent gab es nur eine Marke unter den Top 15, die das Vorjahresergebnis verfehlte. Opel verzeichnete ein Minus von 29,6 Prozent und musste sich mit Platz sieben – hinter Skoda - im Herstellerranking begnügen.

Das stärkste Wachstum gelang - wie im Vormonat – Audi. Plus 118 Prozent sind allerdings nicht Ausdruck aktueller Stärke, sondern vielmehr der Schwäche im Vorjahresmonat. Verglichen mit Oktober 2017 liegen die Ingolstädter 21,5 Prozent im Minus. Das schwache Neuzulassungsniveau hat dazu geführt, dass nach zehn Monaten Ford an Audi vorbeigezogen ist.

Neben Audi erzielten von den Top 15 Marken noch VW, Renault und Seat überdurchschnittliche Zuwächse. Marktführer VW kam auf ein Plus von 39,4 Prozent und behauptete mit einem Marktanteil von 20 Prozent souverän Platz eins. Renault gelang ein Plus von 56,6 Prozent, der Marktanteil von 3,6 Prozent reichte für Platz neun, vor Seat. Die VW-Tochter ließ 21 Prozent mehr neue Pkw zu als vor einem Jahr.

Tesla, im Vormonat mit 1.678 Neuzulassungen noch klar unter den Top 30, verfehlte diese Platzierung im Oktober und erreichte mit 293 Neuzulassungen das schlechteste Ergebnis seit Einführung des Model 3 im Februar dieses Jahres.

In der Vergangenheit konnten sich die SUVs bisher viermal gegen die Kompaktwagen (Golf-Klasse) als stärkstes Segment durchsetzen. Im Oktober war es trotz zunehmender Kritik an dieser Fahrzeugart wieder so weit: Ein Zuwachs von fast 30 Prozent brachte einen Marktanteil von 22,1 Prozent. Die Kompaktklasse erreichte mit plus 2,9 Prozent einen Anteil an den gesamten Neuzulassungen von 21,4 Prozent. Zusammen mit den Geländewagen kamen die SUVs auf nahezu ein Drittel (32,9 Prozent) aller Neuzulassungen in Deutschland.

Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der gesamten Neuzulassungen im Oktober lag bei 155,4 g/km, 0,3 g/km mehr als im Vormonat und 3,3 g/km weniger als zu Jahresbeginn, seitdem nach dem WLTP-Verfahren gemessen wird.

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