Im Juni 2018 wurden in Westeuropa nach vorläufigen Veröffentlichungen der jeweiligen nationalen Automobilverbände etwas mehr als 1,48 Millionen Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Im ersten Halbjahr wurden insgesamt zirka 157.500 neue Pkw mehr (plus zwei Prozent) auf die Straßen gebracht als im Vorjahreszeitraum.
Großbritannien ist sicher das westeuropäische Land, das unter der stärksten Beobachtung der Hersteller steht. Nach Rekordzulassungen in 2015 und 2016 war zwar ein leichter Rückgang und somit eine Normalisierung erwartet worden, aber die Brexit-Diskussionen haben diesen Effekt auf beinahe unkalkulierbare Art verstärkt.
In den vergangenen Monaten hielten sich die Rückgänge in dem erwarteten Rahmen. Der Juni lag 3,5 Prozent im Minus, nach sechs Monaten sind 6,3 Prozent weniger Pkw zugelassen worden als vor einem Jahr.
Der Juni brachte eine Überraschung an der Spitze des Herstellerrankings: VW und BMW schafften es, Ford von der Position des Marktführers zu verdrängen. Dennoch schloss Ford das erste Halbjahr als Nummer eins ab. An zweiter Stelle liegt VW, die Wolfsburger sind im Gegensatz zum ersten Halbjahr 2017 vor Vauxhall. Die neue PSA-Tochter muss sich dieses Jahr mit Platz der begnügen, vor den drei deutschen Premium-Marken BMW, Mercedes und Audi. Insgesamt machen deutsche Marken über die Hälfte aller Neuzulassungen in Großbritannien aus.
Im Vergleich zur Prognose von vor drei Monaten hat die Automobilwoche ihre Erwartungen für das Gesamtjahr nicht ändern müssen und geht weiterhin von 2,42 Millionen Neuzulassungen aus, ein Minus von 4,7 Prozent.
Die Pkw-Nachfrage in Deutschland profitierte im ersten Halbjahr von der Umtauschprämie für alte Diesel-Pkw. Der Juni lag 4,2 Prozent im Plus, nach sechs Monaten sind es plus 2,9 Prozent.
Aufgrund der Umtauschprämie hat es im Markt eine leichte Verschiebung zu den privaten Neuzulassungen gegeben. Sie stiegen im ersten Halbjahr um 12,6 Prozent, die gewerblichen Zulassungen gingen um über zwei Prozent zurück. Wie in allen anderen westeuropäischen Ländern, sind auch in Deutschland die Dieselzulassungen stark eingebrochen. Ihr Anteil an der gesamten Nachfrage ist auf 32,1 Prozent gesunken, nach 41,3 Prozent im Vorjahreshalbjahr. Aktuell scheint aber der Tiefpunkt bei der Anteilsentwicklung erreicht zu sein.
Die deutschen Marken waren die ersten sechs Monate unterschiedlich erfolgreich: In Summe konnten sie ihre Verkäufe nur um unterdurchschnittliche 2,3 Prozent steigert. Die drei großen Premium-Marken konnten ihre Vorjahresergebnisse nicht bestätigen. Mercedes, Audi und BMW musste Verluste in Höhe von minus einem Prozent (BMW) bis minus 2,7 Prozent (Mercedes) hinnehmen. Noch schlechter schloss Opel mit einem Minus von über sieben Prozent ab. Marktführer VW steigerte seinen Absatz in Deutschland um 8,6 Prozent.
Für das Gesamtjahr prognostiziert die Automobilwoche unveränderte 3,5 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von 1,7 Prozent.
Nachdem der französische Pkw-Markt im ersten Quartal etwas schwächelte, zeigte er sich in den vergangenen Monaten wieder sehr dynamisch: Im Juni gab es ein Plus von 9,2 Prozent, nach sechs Monaten sind 4,7 Prozent mehr neue Pkw zugelassen worden als vor einem Jahr.
Für die deutschen Marken in Summe lief das erste Halbjahr mit minus 1,9 Prozent weniger gut. Am schlimmsten traf es Audi mit minus 13,7 Prozent. Die volumenstärkste deutsche Marke, VW, konnte 3,4 Prozent zulegen.
Nachdem die Schwächephase des ersten Quartals vorüber zu sein scheint, ist eine weitere positive Grunddynamik zu erwarten. Ein Einbruch der Pkw-Nachfrage ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht wahrscheinlich. Für das Gesamtjahr 2018 hat die Automobilwoche unter dem Eindruck der vergangenen drei Monate ihre Prognose auf 2,2 Millionen Neuzulassungen erhöht, ein Plus von 4,2 Prozent gegenüber 2017.
Mit plus 10,1 Prozent im ersten Halbjahr ist Spanien die am dynamischsten wachsende große Pkw-Nation. Dennoch bleibt das Niveau ausgesprochen niedrig und liegt aktuell noch elf Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus der Jahre 2000 bis 2007. Zwar verbessern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit wirkt trotz rückläufiger Entwicklung weiterhin hemmend.
Ebenso wie in Frankreich war die Entwicklung bei den deutschen Marken mit plus 3,9 Prozent unterdurchschnittlich. VW konnte allerdings um 17 Prozent zulegen, Ford (minus 3,1 Prozent) und Opel (minus 5,8 Prozent) verfehlten das Halbjahresergebnis des Vorjahres deutlich.
Die politischen Unruhen um Katalonien sind aus den Schlagzeilen verschwunden und es gibt aktuell keinen Anlass, in den kommenden Monaten einen Einbruch der Pkw-Nachfrage zu erwarten. Die Prognose der Automobilwoche für das Gesamtjahr bleibt bei unveränderten 1,32 Millionen Pkw, ein Plus von 6,9 Prozent. Aufgrund des weiterhin niedrigen Niveaus ist genügend Potenzial für dynamischere Zuwächse vorhanden. Vorausgesetzt, das Land bekommt die wirtschaftlichen Probleme, speziell die hohe Arbeitslosigkeit in den Griff.
Die Erwartungen, dass sich der italienische Markt nach der Schwächephase im ersten Quartal wieder erholt, haben sich nicht erfüllt. Der Juni lag bei minus 7,2 Prozent, nach sechs Monaten liegen die Neuzulassungen in Italien 1,5 Prozent unterhalb des Vorjahres. Die politischen Unsicherheiten, verbunden mit wirtschaftlichen Problemen – die Schuldenstandsquote liegt weiterhin bei über 130 Prozent des Bruttoinlandprodukts – haben bei der Nachfrage nach neuen Pkw Spuren hinterlassen.
Die deutschen Marken entwickelten sich in Italien besser als der Gesamtmarkt: In Summe gab es ein leichtes Plus im ersten Halbjahr von 0,8 Prozent. Deutlich verbessert (plus 16,5 Prozent) zeigte sich VW. Bis auf Audi und Porsche, die beide leichte Gewinne verbuchten, mussten die anderen deutschen Marken überdurchschnittliche Verluste hinnehmen.
Für das Gesamtjahr 2018 musste die Automobilwoche ihre Prognose reduzieren. Aktuell werden nur noch 1,945 Millionen Neuzulassungen erwartet, ein Minus von 1,3 Prozent. Das Potenzial ist aber wesentlich größer. Die aktuellen Neuzulassungen liegen um 17 Prozent unter denen der Vorkrisenjahre 2000 bis 2007.
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in den westeuropäischen Ländern hat die Automobilwoche ihre Prognose für das Gesamtjahr 2018 leicht erhöht. Es werden nun 14,49 Millionen Neuzulassungen erwartet, ein Plus von 1,2 Prozent oder 166.000 Neuzulassungen. Die Prognose nach dem ersten Quartal lag bei 14,465 Millionen Neuzulassungen (plus ein Prozent).
Die höchsten Beiträge zu diesem Plus von 166.000 Pkw kommen aus Frankreich (plus 89.000 Pkw) und Spanien (plus 85.000 Pkw). Gedrückt wird die Entwicklung durch Großbritannien: hier werden dieses Jahr 121.000 Neuzulassungen weniger erwartet als im Vorjahr.
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Aus dem Datencenter:
Neuzulassungen Westeuropa Juni 2017/2018 nach Ländern
Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa im Juni 2018 nach Ländern
Neuzulassungsveränderungen nach Einzelländern 2018/2017
Neuzulassungsveränderung nach Einzelländern im ersten Halbjahr 2018/2017
