Neuzulassungen sind durch Produktionsengpässe stark belastet

Im April 2022 wurden in Deutschland 180.264 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und ist das zweitniedrigste April-Ergebnis aller Zeiten. Nur der April 2020 lieferte aufgrund der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung ein noch niedrigeres Ergebnis. Verglichen mit den fünf Jahren vor der Pandemie betrug das Minus im abgelaufenen Monat 42 Prozent.

Kumuliert liegen die Neuzulassungen neun Prozent unter Vorjahr. Es ist das niedrigste Ergebnis nach vier Monaten seit der Wiedervereinigung. Verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum vor der Pandemie beträgt das Minus 29 Prozent.

Seit Beginn der Pandemie spiegeln die Neuzulassungen die tatsächliche Nachfrage nicht mehr wider. Bis Mitte 2021 wurden sie hauptsächlich durch die eingeschränkten Verkaufsmöglichkeiten beeinflusst. Als sich dies zu normalisieren begann, kam die Halbleiterkrise, die zu Produktionsausfällen führte. Wann wieder ausreichend Halbleiter zur Verfügung stehen werden, ist im Moment noch nicht abzusehen. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine sind neue Produktionseinschränkungen durch fehlende Komponenten hinzugekommen. Niemand kann zurzeit sagen, wann dieser Krieg zu Ende geht und wie schnell die Lieferketten danach wieder funktionieren. Hinzu kommt ein erneuter strenger Lockdown in einigen Regionen Chinas aufgrund wieder steigender Corona-Infektionen.

All dies zusammen macht zum jetzigen Zeitpunkt eine seriöse Prognose fast unmöglich. Schreibt man allerdings das aktuelle monatliche Neuzulassungsniveau, bereinigt um Kalender- und Saisoneffekte, bis zum Jahresende fort, würden sich nach Berechnungen der Automobilwoche Neuzulassungen in Höhe von zirka 2,5 Millionen Pkw ergeben. Damit würde das Vorjahresergebnis um knapp fünf Prozent verfehlt.

Nach einer leichten Stabilisierung in den ersten beiden Monaten weisen die Neuzulassungen mit den März- und April-Ergebnissen einen sehr stark negativen Trend auf. Würde diese negative Dynamik - ohne Verschärfung - in den kommenden Monaten weiter bestehen, würden die Neuzulassungen auf 2,4 Millionen Pkw zurückgehen.

Sollte sich die Situation irgendwann allerdings wieder verbessern und die Produktionseinschränkungen wegfallen, kann es sehr schnell zu sehr hohen Neuzulassungen kommen. Aufgrund der schwachen Auslieferungen der vergangenen Monate ist der Auftragsbestand sehr hoch. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) meldete bei den Auftragseingängen für die ersten vier Monate ein Plus von zehn Prozent gegenüber über dem Vorjahreszeitraum.

Die privaten Zulassungen entwickelten sich mit minus 17,9 Prozent nicht ganz so negativ wie der Gesamtmarkt Der Anteil lag mit 35,9 Prozent 1,6 Punkte über dem des Vorjahres. Nach Ablauf von vier Monaten liegen die privaten Neuzulassungen noch 1,3 Prozent im Plus. Die gewerblichen Neuzulassungen gingen um 23,4 Prozent zurück, nach vier Monaten beträgt das Minus 13,9 Prozent.

Nachdem zum Jahresbeginn der Anteil der alternativen Antriebe deutlich zurückgegangen war, erholte er sich im März wieder leicht, konnte im April aber das Niveau des Vormonats nicht bestätigen. Nach wie vor sind die hohen Werte von November und Dezember 2021 nicht wieder erreicht worden. Sie kamen vergangenen Monat in Summe auf einen Marktanteil von 44,3 Prozent. Der Vergleich mit April 2021 zeigt ein Plus von 5,4 Prozentpunkten.

Die reinen Diesel-Pkw kamen auf zirka 35.300 Neuzulassungen und büßten gegenüber dem Vorjahresmonat fast 30 Prozent ein. Der Marktanteil betrug 19,6 Prozent, im Vorjahr lag er noch bei 21,9 Prozent. Die Benziner verbuchten ein Minus von 27,8 Prozent und kamen auf eine Marktdurchdringung von 36,1 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies Rückgang von 3,2 Prozentpunkten.

Nachdem die reinen E-Mobile im zweiten Halbjahr vergangenen Jahres Monat für Monat neue Rekorde verbucht hatten, kam es am Jahresanfang zu einem deutlichen Einbruch auf 11,3 Prozent. Im abgelaufenen Monat lag der Marktanteil mit 12,3 Prozent zwar etwas höher, aber doch deutlich unter den Werten der beiden Vormonate. Die alten Höchststände von bis zu 21 Prozent sind im Moment in weiter Ferne. Im Vorjahresvergleich gibt es aber immer noch ein Plus von 1,9 Prozentpunkten.

Die Hybride ohne Stecker gingen um 5,4 Prozent zurück und erreichten mit 35.089 Neuzulassungen einen Marktanteil von 19,5 Prozent. Damit lagen sie knapp hinter den reinen Diesel-Pkw und verfehlten den Rekordmarktanteil aus dem Vormonat nur leicht.
Die Plug-in Hybride verloren über 19,6 Prozent. Mit 21.697 Neuzulassungen erzielten sie einen Marktanteil von 12,0 Prozent. Dies ist geringfügig mehr als im Vorjahresmonat.

Bei einem Gesamtmarktrückgang von 21,5 Prozent gab drei Marken unter den Top 15, die ihre Neuzulassungen im Vorjahresvergleich steigern konnten. Das deutlichste Plus mit 29,5 Prozent verzeichnete Mitsubishi. Die 3.592 Neuzulassungen brachten die Marke auf Platz 14 des Herstellerrankings. Vor einem Jahr lagen sie lediglich auf Rang 20. Kia (plus 26,5 Prozent) und Toyota (plus 6,1 Prozent) konnten ebenfalls zulegen.

Die deutlichsten Verluste fuhren Renault (minus 39,3 Prozent), Skoda (minus 33,6 Prozent) und Opel mit minus 32,4 Prozent ein.
Trotz deutlicher Verluste von 30,9 Prozent bleibt VW eindeutiger Marktführer Der Marktanteil betrug im April 16,6 Prozent. Mit einem Anteil von 9,2 Prozent belegte BMW Platz zwei vor Mercedes (9,1 Prozent). Beide Marken trennten im April lediglich 56 Neuzulassungen. Die Nummer vier, Audi, kam auf einen Marktanteil von 7,9 Prozent. Ford komplettierte mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent die Top Fünf.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im April 2022

Neuzulassungen in einem April in Deutschland von 2000 bis 2022

Marktanteile der Top-15-Marken im April 2022 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung April 2022 Deutschland

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – April 2022 und Entwicklung

Monatliche Marktanteile und Neuzulassungen nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis April 2022