Mit dem Mut zur Veränderung

Er hat schon wiederholt schwierige Patienten behandelt und dabei Mut zur Veränderung gezeigt. Diesen Mut wird Patrick Dinger auch bei der Leitung der Marke Opel in Deutschland benötigen.

Der 41-Jährige gehört zur jungen Generation der Automobilmanager und hat in verschiedenen Vertriebsregionen mit sehr unterschiedlichen Marken Erfahrung gesammelt - gute Voraussetzungen, um die Traditionsmarke Opel im Heimatmarkt Deutschland voranzubringen.

Gering ist die Herausforderung nicht, denn Opel lag zuletzt per Ende September im PKW-Geschäft in Deutschland bei nur noch 5,1 Prozent Marktanteil - und somit abgehängt von Skoda und nur noch knapp vor Seat. Vor allem hat Opel nach wie vor einen sehr geringen Privatkundenanteil, ein kostspieliges Übel, das die Marke seit einem Jahrzehnt mit sich schleppt.

Dinger könnte der Vertriebschef sein, der dieses Kernproblem der Marke mit dem Blitz entschlossen angeht. Er hatte 2016 keine Scheu gezeigt, die damals noch so gut wie unbekannte PSA-Marke DS in Deutschland zu führen. 

In seiner kurzen Zeit als Leiter des Citroën-Geschäfts in Deutschland - Dinger trat diese Position Mitte Januar 2023 an - stellte der Stellantis-Manager die dahindümpelnde französische Marke neu in Richtung Budget auf: Im September strich Citroën die Preise im Schnitt um satte 13 Prozent. Aus fünf Ausstattungslinien machte Dinger drei.

Dass auch Opel einen Preisschnitt nach unten machen wird, ist zwar eher unwahrscheinlich - eine realistischere Selbsteinschätzung wäre jedoch bitter nötig. Dingers Vorgänger glaubten teilweise, die Marke mit dem Blitz in Deutschland preislich vor der Marke Volkswagen positionieren zu können.

Egal welchen strategischen Wandel Dinger einleiten wird, er wird dabei auf die Unterstützung der Opel-Partner in Deutschland setzen müssen. Die Bereitschaft, diesen Dialog zu führen, bringt er gewiss mit: Bei DS und bei Citroën reiste er unermüdlich von Autohaus zu Autohaus und stellte sich dem Dialog, der machmal wohl auch zum Kreuzverhör geriet, wie zu hören ist.

Bei DS und Citroën sammelte Dinger auch die notwendige Erfahrung, um ein immer breiter werdendes elektrisches Portfolio zu vermarkten. Opel prescht dabei im Stellantis-Konzern vor und steht auch unter besonderer Beobachtung von Konzernchef Carlos Tavares. Wenn Dinger erfolgreich agiert, sollte daher weiteren interessanten Stationen in der Gruppe nichts im Wege stehen.

Dinger hat International Management an der SH Berlin studiert und startete seine Automobilkarriere 2008 bei Mercedes-AMG im Bereich Marketing und  Händlernetzentwicklung. 2014 übernahm er die Leitung der Händlernetzentwicklung in der Region DACH für Maserati, ehe er im August 2016 Deutschland-Chef von DS Automobiles wurde.

Von Oktober 2019 bis Ende 2022 verantwortete er das Österreich-Geschäft von Citroën, seit Januar 2023 dann in Deutschland.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Opel 2023 bis 2026