"Wir sind in einer heißen Phase"

Neu- und Gebrauchtwagenplattformen stellen sich für den zunehmenden Wettbewerb weiter auf: "Wir wollen im nächsten Jahr unser Ökosystem zusammen bauen", kündigte Michael Luhnen, Vertriebschef von Autoscout24, an. Das Unternehmen will seine Zukäufe wie die Auktionsplattform Autoproff und die Leasinganbieter Leasingmarkt.de und Leasingtime auf einer Plattform zusammenführen. Plus den im vergangenen Jahr eingeführten Fahrzeugverkauf smyle.

Luhnen diskutierte gemeinsam mit Philipp Sayler von Amende, Mitgründer und Deutschlandchef von Carwow, und Patrick Mayer, Chef der AVAG-Tochter Alles.Auto, beim Automobilwoche Kongress in Berlin über die Zukunft der Autobörsen.

Derzeit ordnet sich die Branche neu. Während Branchenplayer wie Cazoo und Carnext den deutschen Markt verlassen haben, steigen andere ein. "Wir sind in einer heißen Phase und stehen vor dem Go-live", sagte Mayer. Noch in der laufenden Woche soll aus der AVAG-Tochter ein eigenständiges Unternehmen werden. Im November geht es dann los.

Mayer sieht Alles.Auto weniger als Plattform, mehr als Softwareanbieter. Das Ziel: das gesamte Autohaus im Netz zu spiegeln. Vom Verkauf neuer und gebrauchter Fahrzeuge über Zubehör bis zum Service und mehr. "Die bestehenden Plattformen erreichen nur die Kunden, die derzeit kaufen wollen", so Meyer. Das seien etwa 10 bis 20 Prozent. Alles.Auto will die Kunden über den gesamten Produktlebenszyklus begleiten. Im nächsten Jahr will Mayer richtig loslegen und „mit der Marke in die Breite“.

Es könnte die richtige Zeit sein. Auch wenn die Verbraucher derzeit ihr Geld eher zusammenhalten und Neu- und Gebrauchtwagenmarkt nach drei Quartalen tief im Minus stecken könnte es trotz drohender Rezession im Laufe des nächsten Jahres wieder nach oben gehen. "Es wird sich im Laufe des Jahres wieder Stück für Stück verbessern", prognostiziert Sayler von Amende. Er gehe von einer langsamen Erholung aus.

Mit einer ähnlichen Entwicklung rechnet auch Autoscout-Vertriebschef Luhnen. Von den Vorkrisenzeiten ist man noch weit weg: Bei Autoscout liegt der Bestand rund 30 Prozent unter 2019, dafür sind die Preise 30 Prozent darüber. Jetzt dreht sich die Entwicklung wieder: "Die Preise stabilisieren sich, die Bestände wachsen wieder leicht", so Luhnen. Bei teureren Fahrzeugen seien sie bereits wieder etwas rückläufig.

Aus dem Datencenter:

Die 100 größten Automobilhandelsgruppen in Deutschland nach Gesamtabsatz 2021