Schon 2020 hatten das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) sowie die Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) auf Basis realer Verbrauchsdaten ermittelt, dass Plug-in-Hybride (PHEV) viel seltener rein elektrisch fahren, als es in den Testzyklen angenommen wird – und daher in der Praxis ein Vielfaches der Spritmengen verbrauchen, die die offiziellen Verbrauchsangaben ausweisen.
Einer erneute Untersuchung von Fraunhofer-ISI und ICCT kommt nun zum Ergebnis, dass privat genutzte PHEV etwa dreimal so viel Kraftstoff verbrauchen wie im offiziellen Testzyklus, bei Dienstwagen sei der Verbrauch sogar fünfmal so hoch. Für die Privatfahrzeuge kamen sie auf 4,0 bis 4,4 Liter pro 100 Kilometer, bei den Dienstwagen auf 7,6 bis 8,4 Liter pro 100 Kilometer.
"Plug-in-Hybride, welche nach der neuen WLTP-Norm zertifiziert sind, weisen tendenziell eine noch höhere Abweichung auf als ältere, NEFZ-zertifizierte Modelle", sagt Georg Bieker, ein Mitautor der Untersuchung für die Daten von 9000 PHEV in Europa genutzt wurden. Jedes Jahr steige die Abweichung zwischen offiziellen und realen Kraftstoffverbräuchen und CO2-Emissionen um etwa 0,1 bis 0,2 Liter je 100 Kilometer an, fanden die Forscher bei ihrer Datenanalyse heraus. Im Durchschnitt fahren demzufolge rein privat genutzte Plug-in-Hybride lediglich etwa 45 bis 49 Prozent der Strecken weitgehend elektrisch, bei Dienstwagen seien es sogar lediglich elf bis 15 Prozent.
Die Autoren der Untersuchung fordern, Förderungen für PHEV daran zu knüpfen, dass die Besitzer nachweisen, dass sie 80 Prozent aller Strecken elektrisch fahren oder maximal zwei Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer verbrauchen.
Aus dem Datencenter: Entwicklung der Plug-in-Hybride in Deutschland Januar 2020 bis Mai 2022