Hoffen auf den Befreiungsschlag

Fast ein viertel Jahrhundert ist es her, dass der einstige Renault-Boss Louis Schweitzer und Nissans Chef Yoshikazu Hanawa bereit waren, einen Bündnisvertrag zu unterzeichnen. Die Allianz, zu der später Mitsubishi und Lada hinzustießen, wurde in der Folge zu einem der größten Autokonzerne der Welt.

Doch auch Erfolgsgeschichten enden irgendwann. Die Verstimmungen zwischen Boulogne-Billancourt, Yokohama und Amsterdam, dem Sitz der Allianz, nahmen zu, der Clash of Cultures war in weiten Teilen unüberwindbar. Ex-Chef Carlos Ghosn, der die Allianz groß gemacht hatte, wurde 2019 von den japanischen Strafbehörden festgesetzt und floh filmreif in einem Musikinstrumentenkoffer gen Libanon. Das nahm dann auch eine politische Dimension an. Es war ein Kipppunkt für die Allianz.

Nun wagt der neue Renault-Group-Chef Luca de Meo gemeinsam mit den Eigentümern den Befreiungsschlag. Renault und Nissan planen angeblich neue Projekte mit dem Codenamen "Reloaded", um die Allianz neu zu beleben. Aber auf kleinerer Flamme.

Die Neugestaltung der Allianz will die Führung am Montag in einer Woche, am 6. Februar, in London verkünden. Es wird keine Beerdigung, aber die Autohersteller werden bei weniger Projekten zusammenarbeiten. Und das, was sie tun, muss verjüngt, modernisiert, ins 21. Jahrhundert gehoben werden. Das ist der Plan.

Die Projekte werden sich einerseits auf Elektromobilität beziehen, etwa dass Nissan womöglich in Renaults ausgegliedertes Elektrofahrzeuggeschäft Ampere investiert. Andererseits schauen die beiden Teilzeitpartner, in welchen Erdteilen eine Zusammenarbeit – etwa bei den Werken – lohnt. Unter dem Strich sollen die komplexen Strukturen in den Firmen einfacher werden.

Das Vorgehen ist nachvollziehbar. Die Unternehmen müssen die nächsten zehn, zwanzig Jahren voraussehen, wenn sie nicht untergehen wollen. Die einst geschlossene Bande aus den Zeiten vor der Transformation ist nicht mehr zeitgemäß.

Doch die Verhandlungen, so heißt es, seien noch nicht beendet. Wenn der „New Deal“ noch platzt, gibt es am 6. Februar in London nichts zu verkünden. Das wäre für alle Beteiligten ein Rückschlag.

Dieser Artikel stammt aus dem Newsletter "Zur Sache", in dem Burkhard Riering, Chefredakteur und Herausgeber der Automobilwoche, wöchentlich aktuelle Entwicklungen kommentiert. Klicken Sie hier, um den Newsletter kostenlos zu abonnieren!

Dazu aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten in Deutschland Januar 2020 bis Dezember 2022