Im Renault-Netz drohen Lücken

Für Renault hat in Deutschland ein entscheidendes Jahr begonnen. Die Voraussetzungen sind schwierig. Da sind nicht nur die schlechten Rahmenbedingungen, die dem Gesamtmarkt weiter extrem zusetzen. Dem französischen Hersteller machen auch die eigenen Pläne zu schaffen.

Viele Händler und Servicepartner zweifeln am Weg der Höherpositionierung. Dabei spielen sie bei dieser Strategie eine entscheidende Rolle. Schließlich stehen sie in direktem Kontakt zum Kunden. "Das Miteinander hat in den vergangenen Monaten stark gelitten", sagt ein Renault-Partner, der nicht genannt werden will. "Bei vielen Betrieben ist das Vertrauen weg."

Einen großen Anteil daran hat die Neuordnung des Netzes. Dabei hat der Hersteller nicht nur die Marge auf sechs Prozent in etwa halbiert. Das Netz wurde auch deutlich ausgedünnt. Die Zahl der Haupthändler halbierte Renault auf etwa 70. Einige sind ausgeschieden, wie Traditionshändler Preckel, andere wurden herabgestuft.

Etliche Sekundärnetzpartner, angeschlossene Werkstätten mit Vermittlungsrecht, verloren ihren Vertrag. Ein Teil soll als Servicepartner künftig direkt an den Hersteller berichten. "Für mich sind die Vorgaben dann viel zu hoch", sagt ein kleiner Renault-Partner. Er will den Vertrag nicht unterschreiben.

Doch wenn der Autobauer die Marke nach oben bringen will, muss sich dies auch im Servicenetz spiegeln. Hier herrscht an vielen Stellen Nachholbedarf. Zahlreiche Standorte sind in die Jahre gekommen. Entsprechend müssen die Partner investieren. 30.000 bis 50.000 Euro werden in der Regel für kleine Betriebe fällig. Für viele ist das nicht das Problem.

Anders sieht es mit den Standards aus: "Die Manpower ist für mich der entscheidende Knackpunkt", sagt der Partner. Er würde künftig drei Hochvolttechniker brauchen, von denen mindestens zwei anwesend sein müssten. Doch das kann schwierig werden: Ist ein Mitarbeiter in Urlaub, darf keiner krank werden. Ist nur einer vor Ort, droht die Abmahnung oder gar die Kündigung.

Vielen ist das Risiko zu hoch. Mitte Dezember 2023 hatte erst ein Drittel der Partner unterschrieben, heißt es aus Händlerkreisen. Zwar bleibt noch etwas Zeit. Im September 2022 hatte der Hersteller die Verträge mit zweijähriger Frist gekündigt. Aber nicht viel: Schließlich ist die Werkstattdichte auch für den Vertrieb entscheidend. In der Regel will kein Kunde länger als 20 Minuten zum Service fahren.

"Ich weiß nicht, wie ich meine deutlich erhöhten Ziele in diesem Jahr erreichen soll", sagt ein großer Renault-Partner. Denn die Netzausdünnung ging mit einer Neuaufteilung der Verantwortungsgebiete einher. Zum Teil sind sie nun viel größer. Er fürchtet, dass er ländliche Gebiete mit seinem Serviceangebot kaum noch abdecken kann.

Hinzu kommen die ambitionierten Ziele. Renault will 2024 um 20 Prozent wachsen. Dabei ist der Hersteller schlecht ins Jahr gestartet. Im Januar lag der Marktanteil in Deutschland nur bei 1,4 Prozent (knapp 3000 Pkw-Neuzulassungen). Im letzten Vorkrisenjahr 2019 hatte Renault noch einen Anteil von 3,6 Prozent. Nun ruhen die Hoffnungen auf der Modelloffensive.

Ab März geht es im Vier-Wochen-Rhythmus: Grand Kangoo, Scenic E-Tech Electric, Rafale und Captur. Dazwischen noch der neue Master. Partner zweifeln am Erfolg. Die Bilanz 2023 wirkt nach: Eigentlich wollte Renault auf dem deutschen Markt deutlich zulegen. Am Jahresende war die Marke mit 15 Prozent im Minus.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Renault 2023 bis 2026