Sie lächeln sich an und scherzen, aber sie wissen genau: Nach der freundlichen Begegnung am Rande des Formel-1-Rennens in Imola werden sich die beiden Konzernchefs Luca de Meo und Carlos Tavares wieder belauern. Renault und Stellantis, das ist keine Liebesbeziehung, sondern Rivalität. Könnte daraus sogar eine Übernahme werden?
Stellantis-Chef Tavares ist sich jedenfalls seiner Stärke bewusst. Gewachsen ist seine Macht durch die Sanierung von PSA, die Übernahme von Opel und zuletzt durch die Schaffung des 14-Marken-Konzerns Stellantis, der im vergangenen Jahr über 18,6 Milliarden Euro Nachsteuergewinn abwarf. Er hat bewiesen: Ein Tavares denkt nicht in Trippelschritten, sondern im großen strategischen Maßstab. Er ist kein Getriebener, sondern Gestalter seines Schicksals.
Schon mehrfach ließ der Stellantis-CEO in den vergangenen Monaten durchblicken, dass da noch etwas ganz Großes kommen könnte. Zunächst bei einem Vortrag vor Goldman Sachs, dann auf einer Konferenz der Deutschen Bank. Doch während diese Äußerungen im Kreis der Finanzprofis blieben, produzierte Tavares zuletzt in einem Bloomberg-Interview Nachrichten, die bis zur französischen Regierung durchdrangen.
Angesichts des immer härteren "Darwinismus" in der Autowelt sei eine weitere Konsolidierung unausweichlich, lautet das Mantra von Tavares. Und Stellantis werde diese Konsolidierung maßgeblich mitgestalten. "Solange Sie meine Zahlen auf dem richtigen Niveau sehen, können Sie daraus schließen, dass ich für jede Art von Konsolidierung bereit bin", erklärte der Portugiese.