Renault zeigt Studie einer Elektro-Alpine

Michael Knauer

Renault Sport-Marke Alpine hat ein erstes Elektromodell entwickelt - vorerst als Studie. Das Konzept zeigt auf, wo derzeit noch die Grenzen der Sportlichkeit bei E-Autos liegen.

Freitag, 22. Juli 2022, 13.31 Uhr

Alpine

Elektrostudie "A110 E-ternité:" Nah dran an den Leistungsdaten des Verbrenner-Originals, aber eben nicht ganz. 250 Kilogramm Mehrgewicht machen den Sportler nun mal nicht sportlicher.

Renaults Sportwagen-Marke Alpine hat am Freitag ihr erstes Konzept eines elektrischen Leichtbau-Sportlers vorgestellt. Der "A110 E-ternité" ("Ewigkeit) wartet mit beachtlichen Leistungsdaten auf, die fast das Niveau seines Verbrenner-Vorbildes erreichen - aber doch nur fast. Die vollständigen Vergleichszahlen sind unten im Text aufgeführt.

Renault-Chef Luca de Meo zeigte sich voll des Lobes über den ersten Elektro-Alpine: "Glauben Sie mir, elektrisches Fahren muss nicht langweilig sein," sagte er auf LinkedIn und ließ der Mitteilung einen Smily mit Augenzwinkern folgen.

Der Elektro-Racer bringt "dank" seiner 60 kWh-großen Batterie satte 250 Kilogramm mehr auf die Waage als der klassische Verbrenner A110 - und dieses Gewicht lässt sich bislang nicht ganz wegretouchieren, trotz vieler Raffinesse und innovativer Details. Alpine will sich deshalb verständlicherweise nicht mit dem Erreichten zufrieden geben und kündigte an, die E-Version in einer weiteren Bearbeitungsstufe künftig um mindestens 50 Kilogramm leichter zu bekommen. Das dürfte technisch aufwendig aber möglich sein - freilich dürfte damit auch der Preis des E-Autos nochmals deutlich steigen. Einen Preis für das Konzeptauto nannte Alpine nicht.

Anlass für die Präsentation des "E-ternité" ist der 60. Geburtstag des Ur-Vorbildes des A110. Ebenso wie die Muttermarke Renault hat sich Alpine vorgenommen, in Zukunft nur noch rein elektrische Modelle anzubieten.

Teile aus dem Renault-Regal

Alpine selbst spricht von einem "visionären Concept Car", das der Hersteller im Rahmen der bevorstehenden Formel 1 beim Großen Preis von Frankreich vorstellen will.

"Ich möchte Alpine elektrifizieren, um den Namen für alle Ewigkeit zu erhalten," hatte Renault-Vorstandschef Luca de Meo kurz nach seinem Start im Unternehmen erklärt. Nun haben Alpine-Chef Laurent Rossi und seine Ingenieure ihre Antwort vorgelegt.

Ziel war es, die hohe Sportlichkeit und das besonders geringe Gewicht des Verbrenners nun in der elektrifizierten Version bei einem "realistischen" Preis für den Endkunden so weit wie möglich beizubehalten.

Um den Preis nicht in astronomische Höhen zu treiben, griffen die Ingenieure so weit wie möglich in das Regal von Renault. So sind die Batteriemodule identisch mit denen des Mégane E-Tech Electric1.

Um jedoch eine optimale Gewichtsverteilung zu erreichen und die zwölf Batteriemodule unterzubringen, war es notwendig, spezielle Batteriegehäuse für die A110 zu entwickeln und die Fahrzeugarchitektur anzupassen. So wurden vier Module an der Front und acht im Heck angebracht.

Ergebnis dieses Balancing: der Alpine A110 E-ternité wiegt 258 Kilogramm mehr als die Serienversion mit Benzinmotor.

Eigens entwickelte Kupplung

Der Standard-Motor der Gruppe wurde um ein ineues Getriebe ergänzt. Es sollte leichtgängig und effizient sein sowie gleichzeitig leicht und kompakt. Drehmomenteinbrüche sollten vermieden werden. Da ein solches Getriebe noch nicht existierte, entwickelte Alpine es gemeinsam mit seinen Zulieferern speziell für das Concept Car. Das Ergebnis ist eine Lösung mit Doppelkupplung (DCT) und elektronischer Steuerung wie bei der Serienversion der A110, aber mit Kupplungen, die auf hohe Drehmomente ausgelegt sind.

Offenes Dach

Seit langem rufen Kunden beim A110 nach einer Cabrio-Version oder wenigstens nach einem offenem Dach. Für das eletrische Konzept-Car entwickelten die Alpine-Ingenieure deshalb ein abnehmbares Dach, das die Steifigkeit des Fahrzeuges nicht beeinträchtigen soll. Es besteht aus zwei Dachschalen aus recyceltem Kohlenstoff.

Flachs ersetzt Karbon

Einige Fahrzeugteile sind aus Flachs hergestellt. Sie sind besonders leicht und umweltfreundlich. Ein zweites E-ternité Concept Car demonstriert diese neue Technologie sichtbar an Motorhaube, Dach, Heckscheibe, Kühlergrill, Sitzschalen und Heckschürze. Das Material stammt vom französischen Unternehmen Terre de Lin. Flachs ist so stabil wie Kohlefaser, hat aber eine bessere Akustik. Für die Komponenten aus Flachs kann dieselbe Form verwendet werden, die für die Herstellung der Teile aus Kohlenstoff oder Glas zum Einsatz kommt.

Vergleich Verbrenner mit E-Version

Hier die von Alpine genannten Vergleichszahlen von Verbrennermodell und Elektro-Version:

Alppine

Die Verbrennerversion hat mehr Leistung, ist etwas schneller und beschleunigt auch geringfügig besser. Alpine will das Konzeptcar aber noch um mindestens 50 Kilogramm abspecken - dann soll neu gerechnet werden.