Was die Werkstattkosten treibt

Autofahrer in Deutschland haben laut einer Untersuchung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) im Jahr 2022 durchschnittlich 482 Euro für Reparaturen und die Wartung ihres Fahrzeugs bezahlt. 2021 waren es 460 Euro.

Wenn es gekracht hat, wird es meist um ein Vielfaches teurer für den Versicherer. Die Reparaturkosten nach Unfällen sind immens gestiegen. Laut Berechnungen des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) kostete 2022 ein Pkw-Sachschaden die Kfz-Haftpflichtversicherer im Durchschnitt rund 3700 Euro und damit 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Vergleichswert für 2013 betrug 2400 Euro.

Ein wesentlicher Grund sind die Teilepreise. „Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rasant und deutlich schneller als die Inflationsrate“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Auch die Arbeiten an Mechanik, Elektrik oder Karosserie werden teurer. 2022 verlangten die Werkstätten im Schnitt 173 Euro pro Stunde und damit 5,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

In einer weiteren Untersuchung ermittelte der Verband, dass die Reparaturkosten für E‑Autos im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor liegen. Allerdings, so ein weiteres Ergebnis: In der Kfz-Haftpflichtversicherung verursachen E-Autos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner. In der Vollkaskoversicherung sind es im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden.

Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, führt dieses Ergebnis auf vier Hauptgründe zurück: hohe Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien, Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten E-Autos, lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an Elektroautos.

Um diese Entwicklung zu stoppen, fordert Heinz Gressel, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kraftfahrt, dass die Batterien schon beim Design der Autos so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle geschützt werden. Zudem sollten den Werkstätten und Gutachtern aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden. Von den Werkstätten und Gutachtern erwarten die Versicherer, dass Batterien bei beschädigten E-Autos schnell geprüft und Brandgefahren früh ausgeschlossen werden. Die Quarantänelagerungen sollen kurz ausfallen.

Auch Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren verteuert laut GDV Reparaturen. Nach Unfällen oder beim Austausch beschädigter Frontscheiben müssen vermehrt Kameras und Sensoren ersetzt und die Systeme neu kalibriert werden.

Nach einer vom GDV unterstützten Untersuchung des KTI (Kraftfahrzeugtechnisches Institut) sowie des AZT (Allianz Zentrum für Technik) verteuern Fahrerassistenzsysteme mit Kameras etwa den Austausch einer Windschutzscheibe um rund 25 Prozent. Des Weiteren rechnet der GDV damit, dass die Systeme bei jedem Schaden neu kalibriert werden müssen. In zehn bis 20 Prozent der Karosserieschäden sei damit zu rechnen, dass Radar- und Lidarsensoren auszutauschen sind.

Zudem würden Assistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen für neue Gefahren sorgen. Laut Verband können Fahrer kritische Verkehrssituationen besser antizipieren als ein programmierter Algorithmus. Gleichzeitig sei die menschliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt, wenn automatisierte Fahrfunktionen überwacht werden. Neue Unfallmuster könnten sich vor allem im Mischverkehr zwischen automatisierten und konventionellen Fahrzeugen ergeben, weil Verkehrssituationen falsch interpretiert werden.

Dazu aus dem Datencenter:

Umfrage zum Servicemarkt in den nächsten 10 Jahren