Wie der russische Automarkt zurückkommt

Der russische Automobilmarkt kehrt langsam zurück, ist aber noch immer weit unter dem Vorkriegsniveau. Die russischen Marktanalysten Autostat haben Mitte Juni ihre Prognose für das laufende Jahr erhöht. Statt der ursprünglich erwarteten 780.000 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gehen sie nun von mindestens 815.000 Einheiten aus.

Nach Einschätzung der Marktanalysten könnte der Absatz in Russland bis zum Jahresende aber auch auf eine Million Fahrzeuge steigen. Im vergangenen Jahr brach der Markt auf 680.000 Fahrzeuge ein. In den Jahren zuvor lag er zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Einheiten.

Laut Wirtschaftsverband AEB (Association of European Businesses) lagen die Neuzulassungen im Mai mit knapp 51.500 Fahrzeuge mehr als 112 Prozent über Vorjahresmonat.

Zwischen Januar und Mai 2023 zählte der Verband 228.5000 Neuzulassungen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Rückgang von 26 Prozent.

Die westlichen Hersteller haben sich in der Folge des Angriffskrieges auf die Ukraine aus dem Land zurückgezogen. Sie spielen quasi keine Rolle mehr. Die Entwicklung ist in erster Linie von heimischen und chinesischen Herstellern geprägt. Haval, Geely und Changan verzeichnen Wachstumsraten im dreistelligen Prozentbereich, Lada, Gaz und Uaz legen im zweistelligen Prozentbereich zu.

Aber auch die wiederbelebte Marke Moskvich kommt zunehmend ins Geschäft. Vom Moskvich 3, einem chinesischen Crossover-Klon, hat der Hersteller Medienberichten zufolge nach einem halben Jahr bereits 2500 Einheiten verkauft. Im September will das Unternehmen den Moskvich 6 launchen.

Quelle: AEB

Produziert wird in den Fabriken, in die die westlichen Hersteller in den vergangenen Jahren Milliarden steckten. Nach Kriegsbeginn wurden sie für wenige Rubel verkauft. Wenn überhaupt.

In den Statistiken spielen die Fahrzeuge westlicher Hersteller kaum noch eine Rolle. Allenfalls, wenn sie über Drittstaaten kommen. So hat das Statistische Bundesamt eine deutliche Zunahme an Exporte in GUS-Staaten (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) festgestellt.

Zwischen Januar und April 2023 lag der Wert der exportierten Waren (ohne Russland) bei 2,9 Milliarden Euro. Im Jahr 2021, vor Beginn des russischen Angriffskrieges, lagen die Exporte mit 1,4 Milliarden Euro nicht mal halb so hoch.

Ein Großteil der Exporte machen laut Statistischem Bundesamt Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile im Wert von 865 Millionen Euro (Januar bis April 2021: 167 Millionen Euro) aus. Der Wert hat sich in etwas verfünffacht.

Knapp ein Drittel (1,1 Milliarden Euro) der Gesamtexporte geht nach Kasachstan, in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 waren es lediglich 0,4 Milliarden Euro. Die starken Wachstumsraten könnten ein Zeichen dafür sein, dass unter Umgehung der Sanktionen Fahrzeuge westlicher Hersteller nach Russland gelangen.

Aus dem Datencenter:

Entwicklung des russischen Fahrzeugmarkts 2022