Wie Mini-E-Autos in 180 Tagen vom Band rollen sollen

Das britische Unternehmen Helixx arbeitet mit Siemens an der Fabrik der Zukunft. Ziel von Helixx ist es, ein Fertigungs-Ökosystem zu schaffen, um binnen 180 Tagen überall auf der Welt „erschwingliche Elektroautos“ bauen zu können. Die Briten greifen dabei auf die Software des Siemens Xcelerator-Portfolio zurück. Eine zentrale Rolle spielen dabei digitale Zwillinge. Die Fahrzeugpalette umfasst den Lieferwagen Cargo, den Pick-up Truck sowie den Tuk mit offener Karosserie und den Ride mit geschlossener Karosserie für Ride-Hailing.

Helixx ist dabei für die Entwicklung der Fahrzeuge und des Fertigungssystems verantwortlich, mit dem sie hergestellt werden. Die ersten Fahrzeuge will das Unternehmen in seinem Konzeptzentrum in Oxfordshire und in weiteren Pilotzentren im Vereinigten Königreich und in Singapur herstellen. Bis 2025 will das Unternehmen jährlich 10.000 Fahrzeuge produzieren. Doch das soll erst der Anfang sein.

„Helixx hat das weltweit erste kommerziell nutzbare System für eine Fabrik der Zukunft entwickelt. Helixx stellt jedoch kein Produkt her, sondern einen Prozess, der über eine Lizenz an Kunden überall auf der Welt weitergegeben werden kann“, erklärt Steve Pegg, CEO und Mitbegründer des Unternehmens. Es ermögliche den Helixx-Partnern nicht nur ein emissionsfreies Nutzfahrzeug herzustellen, sondern das gesamte Fertigungssystem und die Lieferkette bei minimaler Komplexität autonom zu betreiben.

Ein entscheidender Vorteil von Siemens Xcelerator sieht Helixx darin, einen „digitalen Zwilling“ für jedes einzelne Element des Helixx-Fertigungs-Ökosystems anbieten zu können. Zwar gebe es bereits viele Unternehmen, die digitale Zwillinge für einzelne Anwendungen verwenden, aber Helixx habe das weltweit erste System, das von Beginn an solche digitalen Zwillinge für jeden physischen Prozess, jede Komponente, jeder Anlage und jede Umgebung erstellt.

Jede Phase des Prozesses, von der anfänglichen Besichtigung des Kundenwerks, der Installation der Ausrüstung, der Schulung des Bedienpersonals, dem Management der Lieferkette und der Fertigung bis hin zum Einzelhandel, der Produktivität, dem Service und der Wartung sowie dem Recycling des Fahrzeugs am Ende seiner Lebensdauer, könne mit Hilfe der digitalen Zwillingstechnologien von Siemens modelliert und vor der Realisierung in der Cloud validiert werden.

Sobald eine Kundenfabrik oder ein Helixx Mobility Hub in Betrieb ist, werden sie vollständig in das Ökosystem integriert und von Helixx Mission Control in Großbritannien in Echtzeit digital überwacht und verwaltet. „Die Entwicklungskosten und die Komplexität nicht nur unserer Mini-Elektrofahrzeuge, sondern der gesamten Betriebskette, konnten bereits um 20 Prozent reduziert werden“, erklärt Teruyoshi Adachi, CTO von Helixx.

Die von jedem Mobility Hub in Echtzeit empfangenen Daten werden in Mission Control eingespeist und ermöglichen laut Helixx, Qualitäts- oder Produktionsprobleme sofort zu erkennen, die in der traditionellen Automobilproduktion erst bei der "Chargenprüfung" entdeckt werden, wenn es eigentlich schon zu spät ist, um sie zu beheben. Die Folgen seien erhebliche Kosten. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen, um Probleme vorherzusagen und vorzubeugen, soll Helixx in der Lage sein, Effizienztrends schnell zu erkennen und das Wissen mit allen anderen Hubs im Ökosystem zu teilen. Das gesamte Netzwerk soll sich so einfach optimieren lassen wie die Aktualisierung der Software einer App.

Die Idee von Mikrofabriken für elektrische Nutzfahrzeuge anstelle von großen Fahrzeugwerken hatten auch schon andere Unternehmen: Das ebenfalls britische Start-up Arrival wollte auf diese Weise zunächst elektrische Lieferwagen und E-Busse fertigen. Das im Jahr 2015 gegründete Unternehmen ist wegen steigender Produktionskosten und Inflation in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Im Frühjahr hat das Unternehmen eine Eigenkapitalfinanzierung in Höhe von 300 Millionen Dollar von Westwood Capital erhalten, um die Liquidität zu erhöhen.

Dazu aus dem Datencenter:

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