Nach E-Auto-Debakel: Sixt relativiert Nachhaltigskeitsziele

Nach schlechten Geschäften mit Elektroautos fährt Sixt seine Nachhaltigkeitsambitionen zurück. Es sei nach wie vor wünschenswert, die Ziele zu erreichen, sagte Alexander Sixt, Co-Chef des Autovermieters, im Rahmen eines Online-Pressgesprächs. „Entscheidend ist aber, was der Kunde will und wie sich die Hersteller aufstellen.“

Die Kunden zeigten in den vergangenen Monaten wenig Interesse an gemieteten Elektroautos, zudem musste Sixt aufgrund der sinkenden Restwerte Abschreibungen vornehmen. Nun reagiert der Vermieter darauf: Er verkleinert seine E-Flotte und seine Bestrebungen.

Vor knapp 18 Monaten hatte das Unternehmen noch verkündet, im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprogramms die Elektrifizierung der Flotte bis 2030 auf 70 bis 90 Prozent zu erhöhen.

„Das Ziel ist eine Orientierungsmarke, von der wir wünschen, sie zu erreichen“, so Alexander Sixt. An Willen würde es nicht mangeln. Aber die Ziele seien unter anderen Rahmenbedingungen verabschiedet worden. „Wir haben die Entwicklung nicht allein in unserer Hand.“

Für Erich Sixt waren Elektroautos noch ein „schwerer Fehler“, seine Söhne Alexander und Konstantin trieben das Thema nach der Übernahme der Unternehmensführung 2021 voran. Jetzt müssen sie zurückrudern.

Schon im vergangenen Jahr hat das E-Autogeschäft die Erträge des Vermieters geschmälert. „Ohne die zwei E-Mobilitätseffekte wären die Gewinne höher als 2022 ausgefallen“, sagte Sixt-Finanzchef Kai Andrejewski. Am Ende lag das EBT bei 464 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es noch 550 Millionen Euro.

Für die Lücke sorgten zum einen die sinkenden Restwerte. Sixt bezifferte die negativen Auswirkungen auf den Vorsteuergewinn mit rund 40 Millionen Euro. Dabei setzt der Vermieter in der Regel auf Buy Backs und trägt nur bei einem kleineren Teil das Restwertrisiko.

Der zweite Effekt ist die mangelnde Nachfrage: Andrejewski bezifferte nicht die dadurch entstandenen Ausfälle, aber sie machen den größeren Teil der knapp 100-Millionen-Euro- Gewinnlücke aus.

Zum Jahresstart rechnet das Unternehmen nun sogar mit roten Zahlen: Im ersten Quartal fürchtet Sixt ein Vorsteuerverlust von 15 bis 28 Millionen Euro.

Anders sieht die Prognose für das Gesamtjahr aus: Sixt rechnet mit einem Vorsteuergewinn zwischen 400 und 520 Millionen Euro. Die Marge sinkt auf mindestens zehn Prozent, nach 12,8 Prozent im Jahr zuvor. Im letzten Vorkrisenjahr 2019 erzielte der Vermieter noch eine Marge von 12,3 Prozent.

Mit dem Zurückschrauben der Nachhaltigkeitsambitionen ist aber keine Abkehr von der Elektromobilität verbunden.

Aus dem Datencenter:

Auswirkungen der staatlichen E-Förderung auf den Flottenmarkt 2023