Zulieferer müssen Kosten deutlich senken

Steigende Kosten für Material und Energie, Engpässe in den Lieferketten. Hersteller und Zulieferer reagieren auf die zunehmend schwieriger werdenden Rahmenbedingungen und rücken die Kostenstrukturen in den Fokus. Für knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Unternehmen ist dies ein (sehr) wichtiges Thema.

Damit hat das Kosten-Thema in der jährlichen Management-Umfrage der Unternehmensberatung Horváth den größten Bedeutungszuwachs. Befragt wurden mehr als 20 Vorstände aus der Automobilindustrie in qualitativen Interviews. Insgesamt wurden im Rahmen der großangelegten Horváth-Studie „CxO Priorities 2022“ 280 Topmanagerinnen und -manager befragt.

Die Kosten drücken in der Autoindustrie vor allem bei Zulieferern. Denn die Hersteller haben die Preise für Fahrzeuge deutlich erhöht, einige hatten drei Preisrunden in den vergangenen zwölf Monaten, und geben sie ohne große Rabatte an Kunden ab. In der Folge haben sie satte Gewinne eingefahren.

Bei Zulieferern ist dies nicht der Fall. Viele sind auf Einsparungen angewiesen. „Bei Zulieferern sehe ich bei den Produktkosten einen Einsparbedarf von mehr als fünf Prozent, bei den Overhead-Kosten von rund zehn Prozent“, sagt Frank Göller, Automotive-Experte und Partner bei Horváth. Wer in den vergangenen Jahren keine guten Grundlagen bei den Produkt- und Overhead-Kosten gelegt habe, müsse dies dringend nachholen.

Die zweite Möglichkeit: „Entscheidend für Zulieferer wird sein, die Kostensteigerungen bei Vormaterialien in erhöhten Preisen an die Hersteller weiterzugeben“, so Göller. Beide Seiten hätten Interesse an verlässlichen Lieferbeziehungen, beide Seiten sind aufeinander angewiesen. Das zeigt nicht zuletzt die Chipkrise.

Aus Göllers Sicht sind dazu partnerschaftliche Verhandlungen notwendig. „Auf einen pauschalen Verzicht lassen sich die Hersteller nicht ein“, sagt Göller. Sie führen nach wie vor ihre jährlichen Preisrunden durch. „Aber es finden in vielen Fällen Verhandlungen statt, bei denen Spielräume bestehen.“

Dem notwendigen Einsparbedarf stehen die Wachstumspläne gegenüber.  Die Automobilunternehmen schafften es dann aber, sich schnell zu erholen: 2021 stieg der Umsatz bereits um überdurchschnittliche 15,5 Prozent. Knapp zehn Prozent lag das Wachstum über alle Branchen hinweg.

Nicht zuletzt die Lieferengpässe samt Halbleiterkrise dämpfen die Erwartungen. Für 2022 prognostizieren die Befragten daher nur fünf Prozent Umsatzzuwachs und damit weniger als der Durchschnitt über alle Branchen (8,1 Prozent). Im kommenden Jahr sollen die Umsätze aber wieder um 7,5 Prozent und damit sogar stärker als in anderen Branchen steigen.

„Die hohe Nachfrage nach Neu- und Gebrauchtfahrzeugen, unabhängig vom Antrieb, lässt diese Aussichten realistisch erscheinen, sofern sich die Lieferengpässe entspannen“, so Horváth-Experte Frank Göller. „Die Zulieferer werden allerdings etwas länger brauchen, um die aktuell deutlich reduzierten Volumen sowie die hohen Material- und Energiekosten zu verschmerzen.“ Für die Unternehmen sei es entscheidend, zu wachsen ohne zu wachsen. Göller: „Das Umsatzplus muss aus einer größeren Effizienz resultieren.“

Aus dem Datencenter:

Die 100 umsatzstärksten Automobilzulieferer weltweit 2021