Das Rennen Audi vs. Tesla hat begonnen. Audi will nach dem Jahr 2026 keine neuen Verbrenner mehr entwickeln, sich also auf batteriebetriebene Elektroautos konzentrieren. Die beiden Autobauer treten damit direkt gegeneinander an.
Den bekanntlich ambitionierten Wachstumsplänen Teslas setzt Audi nun eigene Ziele entgegen. "Wir bereiten gerade die größte Modelloffensive in der Audi-Geschichte vor", sagte Vorstandschef Markus Duesmann jetzt in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen". 2024 würden zehn neue Fahrzeuge auf den Markt kommen.
Audi braucht die Offensive dringend, nachdem die Kritik am Modellmangel jüngst deutlich lauter wurde. Duesmann bezeichnete die gegenwärtige Lage als "Ruhe vor dem Sturm".
Beim Absatz sind die beiden anderen deutschen Premiumhersteller BMW und Mercedes weit enteilt. Und nun kommt Tesla von hinten – mit hohem Tempo.
Bis 2030 will Ingolstadt drei Millionen Fahrzeuge jährlich absetzen. Aktuell fällt der Absatz aber. Für 2022 lag er bei 1,61 Millionen Autos. Das Wachstumsziel bedeutet demnach fast eine Verdoppelung binnen sieben Jahren.
Tesla lag 2022 bereits bei 1,37 Millionen verkauften Fahrzeugen. Der aggressive US-Elektropionier wächst zwischen 40 und 50 Prozent pro Jahr. Mit Preissenkungen hat Tesla-Chef Elon Musk zudem den Absatz seit Jahresanfang enorm angefacht. Das Model Y ging durch die Decke. Allein in Deutschland stieg der Absatz im Januar um fast das Zehnfache. "Im Januar sehen wir bislang den stärksten Auftragseingang aller Zeiten", frohlockte Musk jüngst. Tesla erhalte fast doppelt so viel Bestellungen, als man Autos bauen könne.
Ende Januar sagte Musk, für das neue Jahr habe sich Tesla vorgenommen, 1,8 Millionen Neuwagen auszuliefern. Das wäre ein Zuwachs von rund 40 Prozent. "Wenn alles glattläuft, können wir auch zwei Millionen Autos schaffen", ergänzte er.
Das bedeutet: Tesla wird Audi 2023 im Absatz erstmals überholen.
Doch gleichzeitig soll Audis Modelloffensive das Unternehmen wieder wettbewerbsfähiger machen. Dabei tritt der Autohersteller auch mit neuen Elektroautos an, etwa mit dem Q6 e-tron gegen das Model Y. Auch bei Elektrolimousinen werden sich die beiden in diesem Jahrzehnt frontal gegenüberstehen. "Wir bringen in den nächsten zwei Jahren über zwanzig Modelle, darunter gut die Hälfte vollelektrisch", sagte Duesmann.
Im Gegensatz zu Tesla plant die Volkswagen-Tochter für ihre E-Modelle aber keine Preissenkungen. "Es wäre nicht der richtige Weg, dynamisch mit den Preisen rauf und runterzugehen", sagte Audis Europa-Chef Jens Puttfarcken im Interview mit der Automobilwoche. "Einige Wettbewerber senken die Preise ja auch nicht nur einfach, sondern sie variieren stark damit.“ Audi sehe sich als Premiumhersteller mit einer Pflicht zur Verlässlichkeit.
Chancen hat Audi, wenn die neuen Modelle funktionieren. Denn Konkurrent Tesla lebt im Grunde von nur zwei Modellen, die sich exorbitant verkaufen. Überhaupt hat das Unternehmen nur vier Modelle im Programm. Angekündigt sind aber viele. "Tesla muss jetzt mehr liefern als nur Sprüche", sagte Autoexperte Stefan Bratzel jetzt im Vorfeld des Investorentages am 1. März 2023. Für diesen Tag hat Musk einen "Masterplan Teil drei" angekündigt.
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