Tire Cologne erwartet zur Premiere Rekorde

Die erste Reifenmesse "Tire Cologne" ist seit Dienstagvormittag am Start. Die Messebetreiber und der ideelle Ausrichter, der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV), erwarten gleich beim ersten Aufschlag mehr Besucher, mehr Aussteller und kommen nach eigenen Angaben auch auf mehr Ausstellungsfläche als bei der ausgelaufenen Traditons-Reifenmesse in Essen.

Messechef Gerald Böse sagte zum Auftakt vor Journalisten, es seien letzten Endes 533 Aussteller aus 40 Ländern vor Ort präsent. Hinzu kämen weitere 70 Marken unter dem Dach dieser Unternehmen. "Wir sind besonders froh, dass einige Marktführer ihren Messestand um 20 bis 25 Prozent vergrößert haben gegenüber der Reifenmesse in Essen," so Böse. Er rechne mit rund 20.000 Besuchern, sagte der Messechef. Dies wären in etwa so viel wie zu den besten Zeiten der Reifenmesse Essen.

Die Reifenmesse in Köln wird künftig ebenso wie in Essen alle zwei Jahre ausgetragen und hofft, ebenso wie Essen zu der Leitmesse der Reifenbranche weltweit zu werden. Dabei ist die Messe offenbar auf gutem Weg: Zum Auftakt sind nach Angaben der Messegesellschaft bereits die 20 umsatzsärksten Unternehmen der Branche weltweit präsent, darunter Branchengrößen wie Continental, Michelin, Bridgestone, Hankook und Goodyear.

"Das Produkt Reifen hat dringend mehr Emotionalität und eine moderne Präsentation nötig - hier in Köln bieten wir das," sagte Messechef Böse der Automobilwoche. "Wir haben noch viel vor mit dieser Messe und wollen nicht den Status Quo verwalten", betonte er.

Zum Auftakt startet die Messe mit einem großen Bereich Recycling, Runderneuerung und einem speziellen Bereich für digitale Dienste rund um das Thema Reifen und Reifenmanagement. Diese Zukunftsthemen sollen künftig weiter ausgebaut werden.

Optimistisch ist auch der Geschäftsführer des Reifenverbandes BRV, Hans-Jürgen Drechsler. "Der Abschied in Essen ist nach 50 Jahren vielen unserer Mitgliedsfirmen nicht leicht gefallen", sagte er im Gespräch mit der Automobilwoche. "Aber Köln ist die Zukunft und in Essen gab es zu unserem Bedauern keine Möglichkeit, den offensichtlichen Investitionsstau zu beheben."

In Essen hatte die Kommune ihrer Messegesellschaft zu wenig Mittel für eine grundlegende Modernisierung gegeben.Außerdem hatten sich die Bürger mehrheitlich in einem Bürgerentscheid gegen große Investitionen in die Messegesellschaft ausgesprochen.

Der BRV-Geschäftsführer sieht die Reifenmesse an einer Wegmarke: "Wir haben uns gesagt, wenn wir es an einem neuen Standort machen, dann muss von hier aus, von Köln, ein Aufbruchsignal ausgehen. Die Messe muss breiter aufgestellt sein, sie muss moderner werden und sie muss die gesamte Wertschöpfungskette abbilden."

Drechsler sieht mit gemischten Gefühlen den Versuch der Automechanika, die bereits im September ebenfalls mit einem breiten Auftritt von Reifenanbietern startet. "Es gibt in Deutschland und vermutlich auch in Europa keinen Platz für zwei große Reifenmessen. Zur Tire Cologne gibt es aus unserer Sicht keine vergleichbare Messe, und zwar weltweit nicht."

Die eigentliche Herausforderung liege nicht in der Premiere, sondern in der zweiten Auflage in zwei Jahren, räumt Drechsler ein: "Zum Start heute in Köln will natürlich jeder dabei sein. Jetzt kommt es darauf an, dass der Erfolg der Messe so deutlich ist, dass auch in zwei Jahren niemand daran vorbeikommt."

Messechef Gerald Böse kann sich für die Tire Cologne noch eine große Zukunft vorstellen. "Wir konzentrieren uns jetzt zu 150 Prozent auf diese Messe in Köln", sagte er der Automobilwoche auf die Frage, ob auch eine Internationalisierung der neuen Reifenmesse vorstellbar sei. "Aber wenn unsere Partner mit uns in weitere Regionen gehen wollen, werden wir uns einem solchen Schritt sicherlich nicht verschließen."

Die Tire Cologne sei klar als Fachmesse konzipiert, so Böse weiter. Aber auch in dieser Hinicht kann sich der Messechef Veränderungen vorstellen. "Das B2B-Geschäft ist und bleibt der Fokus der Tire Cologne. Aber wir haben hier viel Erfahrung mit Consumermessen wie der Möbelmesse oder der Gamescom." Daher sehe er künftig auch Potenzial für zusätzliche Zielgruppen.

Ganz pragmatisch sieht der Chefverkäufer des chinesischen Reifenherstellers Champtyre aus Qindao City die Frage nach der Zukunft der Reifenmesse: "Wir sind zum ersten Mal dabei, denn unser Unternehmen gibt es erst seit 2016. Wenn die Tire Cologne ein Erfolg wird, dann werden wir sicher auch 2020 wieder kommen", sagt Frank, der sich ohne weiteren Nachnamen vorstellt.

Für Champtyre komme es darauf an, wichtige Kontakte zu machen und als neuer Player in der Branche wahrgenommen zu werden. "Für uns ist wichtig, dass hier die richten Leute sind", meint Frank. "In dieser Branche muss man gut vernetzt sein - und deshalb ist die Teilnahme an einer Messe so wichtig."