"Wir müssen bereit sein für eine herausfordernde Situation"

Toyotas Europachef Matt Harrison rechnet in Europa mit einer längeren Schwächephase im Automobilgeschäft. "Ein Markt, der unter 15 Millionen (Neufahrzeuge pro Jahr) liegt, ist Grund für Sorgen", sagte er am Mittwoch beim Automobilwoche Kongress. "Wir müssen vorbereitet sein auf eine herausfordernde  Marktsituation."

Die Marke Toyota habe allerdings bislang von den schwierigen Umfeld und vielfachen Lieferketten-Problemen profitiert, fügte er hinzu. Ohne dies ausdrücklich zu nennen, bezog sich Harrison auf die vielfachen Lieferausfälle bei Wettbewerbern, vor allem wegen fehlender Chips. Toyota hat anders als die meisten Wettbewerber traditionell eine größere Lagerkapazität bei vielen Vorprodukten, auch bei Chips. Deshalb konnte der japanische Konzern dem Mangel besser Paroli bieten als so mancher Rivale.

Der Toyota-Europachef erklärte, Toyota gehe auf dem Weg zur CO2-Neutralität einen etwas anderen Weg als viele Wettbewerber. "Unsere Kurve dorthin ist ein wenig anders als bei anderen." Dies werde von manchen als langsameres Voranschreiten bei der Dekarbonisierung interpretiert, sei es aber nicht.

Entscheidend sei für Toyota, für die sehr unterschiedliche Ausgangslage auf den verschiedensten Märkten dieser Welt die jeweils besten Antworten bereitzuhalten. Deshalb gehe Toyota nicht einzig und allein den Weg des batterieelektrischen Fahrzeugs. Das klassische Hybridfahrzeug spiele für Toyota auch noch in vielen Jahren eine große Rolle, weil es in Märkten mit geringerer Kaufkraft oder mit einer schwächeren Ladeinfrastruktur die bessere Lösung sei für viele Verbraucher.

"Diversität ist der Schlüssel, um zu überleben", sagte Harrison. "Das ist wie in der Natur: Diversität ist die Voraussetzung, um sich auf verändernde Umweltbedingungen anzupassen." Wer nur mit einer einzigen Technologie auf eine grundlegende Marktveränderung reagiere, der setze sich einem größeren Risiko aus. "Nur mit Vielfalt wird man überleben."

Zu dieser Vielfalt zähle für Toyota nicht nur der Hybrid-Antrieb, sondern auch die Wasserstoff-Technologie. Im Fokus stehe für Toyota dabei der Brennstoffzellen-Antrieb, aber auch im  Wasserstoff-Verbrenner sehe Toyota bei bestimmten Anwendungen eine Zukunft. "Es wäre verfrüht, den Wasserstoff-Verbrenner abzuschreiben. Wir sehen dafür gute Chancen etwa im Motorsport."

Der Europachef von Toyota ging in diesem Zusammenhang auch auf die Wasserstoff-Kooperation mit BMW ein. "Die Zusammenarbeit mit BMW ist ein Pfeiler unserer Wasserstoff-Strategie. Wir wollen diese Zusammenarbeit weiter wachsen sehen, aber BMW ist nicht der einzige Partner." Schließlich wolle Toyota die Brennstoffzelle auch in den wachstumsbereichen leichte Nutzfahrzeuge und Schwere Nutzfahrzeuge sowie Busse einsetzen, allesamt Bereiche, in denen BMW nicht aktiv ist.

"Wir erwarten, dass der Wasserstoffantrieb sich in Europa im Bereich Nutzfahrzeuge schneller entwickeln wird als im PKW-Segment. Da gehen wir von einem dramatischen Wachstum aus."