Private E-Autokunden verbrennen viel Geld

Beim Erwerb eines Elektroautos gehen viele Verkäufer voll ins Risiko und verlieren viel Geld: Knapp jeder zweite Privatkunde (48 Prozent) zahlt sein eigenes Elektroauto bar. Bei den derzeit rückläufigen Restwerten und sinkenden Gebrauchtwagenpreisen drohen ihnen beim Wiederverkauf herbe Verluste. Weitere 22 Prozent entscheiden sich für eine Finanzierung.

Immerhin gut jeder vierte Privatkunde (27 Prozent) entscheidet sich, das Fahrzeug zu leasen. Damit kehrt es nach Ablauf der Frist, in der Regel zwei bis vier Jahre, entweder zum Hersteller oder zur Bank zurück.

„Elektroautokäufer verfügen über hohe Mittel und wollen keine Zinsen zahlen“, sagt Axel Sprenger, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Uscale. Gemeinsam mit Niklas Haupt, Geschäftsführer MiiOS, hat er die EV-Finance-Studie 2024 durchgeführt.

Im Dezember vergangenen Jahres befragten die Marktforscher dafür knapp 2500 Verbraucher nach dem Kauf ihres Neuwagens innerhalb der vergangenen 18 Monaten. Davon haben sich mehr als drei Fünftel für einen Stromer entschieden und jeweils weniger als ein Fünftel für einen Hybrid oder Verbrenner.

Allerdings ist der Markt derzeit stark im Umbruch: weg vom Innovatorenmarkt mit seinen Early Adopters hin zum Massenmarkt. Damit dürfte sich die Zielgruppe auch deutlich wandeln: weniger Risiko, mehr bewährte Lösungen.

Die hohe Barzahler-Quote ist nach Einschätzung Sprengers für Hersteller und Importeure ein Problem. Schließlich wollen diese mithilfe der Autobanken die Kunden an ihre Marke binden. Das erschwert die ohnehin geringe Markenbindung unter E-Auto-Käufer weiter.

Für Hersteller und ihre Finanztöchter eine große Herausforderung: „Fahrzeuganbieter und Autobanken, die sogenannten Captive Banks, müssen sich in der aktuellen Phase des Hochlaufs der Elektromobilität deutlich stärker auf die speziellen Sichtweisen und Bedürfnisse der Käufer einstellen“, sagt Haupt.

Auch wenn die E-Autokunden über hohe Mittel verfügen, spielen die Kosten eine wichtige Rolle. Für 40 Prozent ist der Anschaffungspreis das entscheidende Kriterium, für weitere 25 Prozent die monatliche Rate.

Ein weiteres knappes Viertel (24 Prozent) achtet in erster Linie auf die verbrauchsabhängigen Kosten. Deutlich mehr E-Autokäufer würden auf die Gesamtkosten (TCO) achten, als dies bei Verbrennerkunden der Fall sei, so Sprenger. Die künftigen Kosten für Wartung (sieben Prozent) und Versicherung (drei Prozent) spielen dagegen beim Kauf für viele eine untergeordnete Rolle.

An Full-Service-Verträgen zeigen E-Autokunden (42 Prozent bei Finanzierung/Leasing) deutlich weniger Interesse als Verbrennerkunden (58 Prozent bei Finanzierung/Leasing).

Aber spezifische Angebote rund um die E-Mobilität stoßen auf großes Interesse: Zwei Drittel interessieren sich für integrierte Ladeguthaben für öffentliches Laden, etwas wenige für markenspezifische Ladekarten (63 Prozent).

Aus dem Datencenter:

Pkw-Restwertentwicklung in Deutschland - 2021 bis Januar 2024