VDA fordert Verpflichtung zu Ladepunkte-Bau

Der Verband der Automobilindustrie blickt gebannt auf den Ausgang der bevorstehenden Bundestagswahl und sieht dabei drei Knackpunkte bei einer erwarteten Regierungsbeteiligung der Grünen.

Der Verband betont die Bedeutung einer grundsätzlichen Technologieoffenheit, warnt vor zu vielen Verboten im Mobilitätssektor inklusive vor einem Tempolimit und er fordert vehement die EU-weite Verpflichtung zum Bau von Ladepunkten.

"Ich möchte heute einen Weckruf absetzen, einen Weckruf für ausgewogenen Klimaschutz", sagte Müller zum Auftakt der Halbjahrespressekonferenz am Mittwoch. "Deutschland braucht eine auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher bezahlbare Klimapolitik, die zugleich Job- und Wachstumsmotor und damit sozialverträgliches Erfolgsmodell für die gesamte Gesellschaft ist", so Müller.

Ein Wettbewerb um immer strengere Klimaziele in der EU werde nicht erfolgreich sein, weil er für viele Menschen das Recht auf individuelle Mobilität einschränke. "Menschen gewinnt man nicht mit immer neuen Zielen, sondern indem Brücken gebaut werden."

Die deutsche Automobilindustrie sei gut aufgestellt für die Zukunft der Mobilität, betonte Müller. So sei der Anteil der E-Autos in der PKW-Produktion im ersten Halbjahr 2021 in Deutschland mit 18,7 Prozent weltweit am höchsten gewesen - deutlich vor China mit elf Prozent.

Auch bei der Quote der Zulassung von E-Autos habe Deutschland im Halbjahr mit 22 Prozent deutlich vor China (elf Prozent) und den USA (drei Prozent) gelegen.

Mit 33.420 neu zugelassenen Elektro-Pkw im Juni und 76.564 neuen Hybrid-Pkw habe Deutschland nun auch das Ziel erreicht, eine Million elektrifizierte Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, bilanzierte Müller.

"Die Branche hat sich eindeutig auf das Thema Transformation ausgerichtet", betonte sie. Die deutsche Automobilindustrie werde bis 2025 rund 150 Milliarden Euro in klimaneutrale Mobilität, neue Antriebe, und in die Digitalisierung investieren.

Zum absoluten Knackpunkt für den Erfolg der E-Mobilität werde nun der Ausbau der Ladeinfrastruktur, erklärte Müller erneut. Derzeit bestünden in Deutschland 44.100 Ladepunkte, man benötige aber für die Erreichung der Klimaziele bis 2030 rund eine Million.

"Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir jede Woche 2000 neue Ladepunkte errichten." Tatsächlich würden derzeit aber nur etwa 250 neue Ladepunkte pro Woche angeschlossen.

Europaweit seien sogar mindestens sechs Millionen Ladepunkte notwendig. Sollte die EU, wie zu erwarten ist, die Flottengrenzwerte weiter verschärfen, so kämen für jedes weitere Prozent an CO2-Einsparung im Pkw-Sektor etwa 200.000 Ladepunkte dazu, um diese Ziele zu erreichen.

"Wir brauchen deshalb in der EU eine Verpflichtung zum Aufbau einer angemessenen Ladeinfrastruktur", forderte Müller. Sie lobte in diesem Zusammenhang die Ankündigung von EU-Industriekommissar Thierry Breton, der die EU-Mitgliedstaaten verpflichten will, eine Tank- und Ladeinfrastruktur für Brennstoffzellen- und E-Autos aufzubauen. „Ich möchte, dass die Mitgliedstaaten verbindliche Vorgaben für den Aufbau einer Infrastruktur für alternative Antriebe bekommen", sagte Breton in der vergangenen Woche der "Stuttgarter Zeitung" gesagt.

Die EU-Kommission will im Rahmen ihres "Fit for 55"-Klimaschutz-Paketes am 14. Juli ihre Vorschläge für die nächste Runde der CO2-Flottengrenzwerte vorlegen. Bis 2030 sollen die gesamten Treibhausgasemissionen der EU um 55 Prozent - statt bisher 40 Prozent - im Vergleich zu 1990 reduziert werden.

Für den Bereich der Pkw-Neuzulassungen wird nun erwartet, dass die EU-Kommission die neuen Grenzwerte für 2030 mindestens um 50 Prozent tiefer ansetzt als die bisherigen Grenzwerte. Ab 2035 könnte sogar ein Grenzwert von Null gelten.

Dies lehnt die deutsche Autobranche als weit überzogen und geradezu selbstzerstörerisch ab. "Ein Flottengrenzwert von Null Gramm ab 2035 bedeutet für Pkw faktisch ein Verbrennerverbot, dies schließt übrigens Hybride mit ein. So werden Innovationspotenziale abgeschnitten", sagte Müller dazu am Mittwoch.

Faktisch müssten die Hersteller in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden dann sogar schon ab 2030 nur noch reine E-Autos verkaufen, um auf den gesamteuropäischen Zielkorridor für 2035 zu kommen. Wie hoch für die deutsche Autobranche ein gerade noch ertragbarer Flottengrenzwert sein könne, sei nicht bezifferbar, erklärte Müller. "Das hängt von zahlreichen Rahmenbedingungen ab - nicht zuletzt vom Ausbau der Ladeinfrastruktur."

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