Es ist fremden Staaten noch nie gut bekommen, das Land Vietnam und seine Bewohner zu unterschätzen. Das einstige Bauernvolk stemmte sich immer wieder erfolgreich gegen Fremdherrschaft - seien es die Chinesen im Mittelalter, die Franzosen in der Kolonialzeit, die Japaner im Zweiten Weltkrieg oder die Amerikaner im Vietnamkrieg.
Nur wer diesen Hintergrund mitdenkt, kann begreifen, warum die Bürger des extrem langgestreckten Küstenstaates großes Selbstbewusstsein haben und vor keiner Herausforderung zurückschrecken. Auch nicht davor, aus dem Nichts eine globale Automobilmarke zu schaffen. Aus dem sozialistischen Bauernstaat ist durch die 1986 gestartete umfassende Reformpolitik "Doi Moi" ein High-Tech-Land geworden, das dominiert wird von milliardenschweren Einzelinvestoren und zahlreichen Tech-Start-Ups mit Kontakten in die ganze Welt.
Doch trotz der 30-jährigen wirtschaftlichen Entwicklung kam es jahrzehntelang nicht zur Gründung einer lokalen Automarke. Jahrzehntelang war der vietnamesische Heimatmarkt einfach zu klein für einen heimischen Hersteller - eine Mittelklasse, die sich ein neues Auto leisten konnte, musste erst entstehen. Deshalb lag das Automobilgeschäft fest in der Hand der großen asiatischen und amerikanischen Anbieter. Da diese Marken aber zunehmend eine lokale Komponentenfertigung (CKD) starteten, wuchs nach und nach automobiles Know How heran bei Facharbeitern und Ingenieuren.