VW will Diess-Kurs auch ohne Diess fortsetzen

Der größte Unterschied war bei der VW-Habjahresbilanz am Donnerstag schon an der Rednerliste zu erkennen: Konzernchef Herbert Diess war anders als sonst nicht dabei. Dabei ist Diess auch nach seiner Absetzung am vergangenen Freitag noch bis Ende August im Amt, bevor dann Oliver Blume übernimmt. Doch die Präsentation der Zahlen fürs erste Halbjahr überließ er dieses Mal Finanzvorstand Arno Antlitz allein. Den letzten öffentlichen Termin vor seinem Abschied aus Wolfsburg schwänzte Diess.  

Große Änderungen in der Konzernstrategie solle es trotz des Wechsels an der Spitze nicht geben, versicherte Antlitz. "Sie könne hier große Kontinuität erwarten", sagte er mit Blick auf die von Diess angeschobene Strategie. Das gelte sowohl für den konsequenten Elektrifizierungskurs als auch für die zuletzt ins Straucheln geratene Softwareschmiede Cariad. "An den langfristigen Zielen ändert sich nichts", betonte Antlitz. "Wir treiben die Transformation weiter voran." Und er freue sich darauf, diese Arbeit ab 1. September unter Blume fortzusetzen.

Der VW-Aufsichtsrat hatte am Freitag überraschend verkündet, dass Diess die Führung des Konzern am 1. September an Porsche-Chef Oliver Blume abgeben wird, der dann beide Unternehmen in Personalunion führen soll. Das, so betonte Antlitz, sei nicht nur eine Übergangslösung. "Beide Funktionen sind nicht nur temporär." Blumes Vertrag werde dabei grob "50 zu 50" zwischen beiden Unternehmen aufgeteilt.

Antlitz selbst wird in der neuen Führungsstruktur eine zentrale Rolle spielen. Um Blume in Wolfsburg zu entlasten, soll sich Antlitz hier als neuer Chief Operating Officer (COO) ums Tagesgeschäft kümmern, zusätzlich zu seiner Aufgabe als Finanzvorstand. Die genaue Ausgestaltung der Zusammenarbeit stehe aber noch nicht fest, sagte Antlitz. "Das haben wir noch nicht wirklich festgelegt."

"Wie Oliver und ich als COO zusammenarbeiten werden, werden wir im Detail in den nächsten Wochen besprechen." Im Kern werde sich seine Arbeit als COO aber kaum von dem unterscheiden, "was ich heute tue", erklärte Antlitz. "Das wird nicht komplett anders sein." Schließlich habe er auch unter Diess bereits eng mit dem CEO zusammengearbeitet. Antlitz war von Diess erst im vergangenen Jahr gegen den anfänglichen  Widerstand des Betriebsrats von Audi nach Wolfsburg geholt worden.

Befürchtungen, Blumes Doppelrolle könnte zu Interessenkonflikten führen, wies Antlitz zurück. "Wir erwarten wenige Situationen, in denen das auftritt. Die Doppelrolle ist vielmehr ein Vorteil, um weiter voranzuschreiten." Und "in den wenigen Fällen", wo es Interessenkonflikte geben könnte, "werden wir sicherstellen, das sauber zu handhaben".

Das gelte auch für den geplanten  Börsengang von Porsche, bei dem sich VW von einem Viertel der Tochter trennen will. "Wir setzen die Vorbereitungen für einen möglichen Börsengang der Porsche AG weiter fort, jetzt sogar mit mehr Nachdruck als zuvor." Als Termin habe man dabei weiter das vierte Quartal im Blick. Endgültig entschieden werde aber erst zum Ende des Sommers.

Der Börsengang sei dabei keineswegs nur im Interesse von Porsche, wies Antlitz entsprechende Befürchtungen zurück: "Der Porsche-Börsengang ist besten Interesse beider Unternehmen." Denn er gebe dem VW-Konzern mehr Flexibilität, den ambitionierten Konzernumbau finanzieren zu können. Die neue Batterietochter PowerCo hatte jüngst bereits erklärt, einen Börsengang nicht auszuschließen. Die neue Tochter sei daher von Anbeginn an "kapitalmarktfähig" aufgestellt worden.

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