Cavallo warnt wegen hoher Strompreise vor Stellenabbau

"Beim Strompreis für die Industrie brauchen wir unbedingt Bewegung. Bei Investitionsentscheidungen können wir sonst mit Ländern außerhalb Europas einfach nicht konkurrieren", sagte VW-Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo im Interview mit der Automobilwoche. "Da muss unbedingt etwas passieren. Sonst laufen wir wirklich Gefahr, dass Industriearbeitsplätze abwandern und dies dann Auswirkungen auf den Wohlstand in Deutschland insgesamt hat."

Dem massiven Werben der USA um Investitionen müsse Europa die Stirn bieten: "Europa tut gut daran, jetzt schnell Regelungen zu schaffen, was wir dem entgegensetzen. Die Regelung in den USA, dass man dort bevorzugt behandelt wird, wenn man vor Ort produziert, führt natürlich schon dazu, dass viele Unternehmen jetzt genau überlegen, wie sie damit umgehen."

Zugleich mahnte Cavallo mehr politische Unterstützung beim Ausbau der Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge an: "Das Laden muss so einfach werden wie bisher tanken. Davon sind wir noch weit entfernt."

VW hatte erst jüngst Plänen für eine zweite Batteriezellfabrik in Deutschland verworfen. Vor allem Cavallo und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der wie Cavallo dem VW-Aufsichtsratspräsidium angehört, hatten sich dafür eingesetzt, nach dem bereits im Bau befindlichen Standort in Salzgitter eine zweite Zellfabrik ins Land zu holen. Als Standort war Emden im Gespräch.

Laut einem Bericht des "Spiegels" hat VW dem nun aber eine Absage erteilt. Grund seien die hohen Energiekosten in Deutschland, die ein solches Projekt unwirtschaftlich machten, schrieb das Magazin unter Berufung auf Konzernkreise. Zuvor hatte VW bereits die Entscheidung über einen Batteriestandort in Osteuropa, die eigentlich 2022 fallen sollte, verschoben. In Kanada plant der Konzern dagegen die erste Zellfabrik außerhalb Europas. Dem Vernehmen nach unterstützt Kanada den Bau in der Provinz Ontario nahe der Grenze zu den USA mit hohen Subventionen.

Konzernchef Oliver Blume hatte bereits zuvor angedeutet, dass es bis 2030 weniger als die bisher geplanten sechs Batteriezellfabriken in Europa werden könnten. Man halte an der geplanten Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden fest, hatte Blume betont. Auf die von seinem Vorgänger Herbert Diess genannte Zahl von sechs Standorten wollte er sich dagegen nicht festlegen. Dem Vernehmen nach könnte die Kapazität auch an weniger Standorten umgesetzt werden, die dafür größer als bisher geplant ausfallen.

"Wir werden das auch abhängig machen von den Energiepreisen, die wir vor Ort angeboten bekommen", sagte Blume im März bei der Bilanzvorlage. "Da muss man klar sagen: Da sind wir in Europa nicht wettbewerbsfähig, was die Energiepreise angeht."

Das gesamte Interview mit Daniela Cavallo lesen Sie am Dienstag in der Automobilwoche.

Aus dem Datencenter:

Batteriefertigung in Europa