Kulanz wird für VW zu teuer - Ärger droht

VW und seinen Händlern droht Ärger mit der Kundschaft. Ursache ist eine teilweise Abkehr der Finanzsparte VW Financial Services (VWFS) von ihrer kulanten Linie im Umgang mit Leasingverlängerungen.

Wer ein Fahrzeug über VWFS geleast hat, aufgrund von Lieferproblemen zum Ende der Laufzeit aber auf das Nachfolgeauto warten muss, kann in Rücksprache mit Händler und VWFS den bestehenden Vertrag weiterlaufen lassen. "Stillschweigende Vertragszeitüberschreitung" (VZÜ) nennt VWFS das. Dabei zahlt der Kunde seine Leasingrate weiter, ohne dass ein neuer Vertrag geschlossen wird. Infolge von Corona wurde dieses Instrument massiv ausgeweitet. Händler berichten, dass Verlängerungen von zwölf Monaten keine Seltenheit sind.

Fielen in der VZÜ-Zeit Wartungs- und Verschleißarbeiten an, übernahm bislang der Konzern die Kosten. Das wurde nun zu teuer. Fallen nach Ende der regulären Leasingzeit Servicearbeiten an, werden diese seit Kurzem den Kunden in Rechnung gestellt. "Es handelt sich hierbei um eine Reaktion auf die aktuelle Marktsituation aufgrund der längerfristigen Lieferthematik und einer sich daraus veränderten Kostensituation", erklärte ein VWFS-Sprecher gegenüber der Automobilwoche.

Standardmäßig ist der Leasingnehmer für anfallende Wartungsarbeiten und Reparaturen verantwortlich. Das ergab eine Auswertung von Leasing-AGBs der Verbraucherzentrale Bayern für die Automobilwoche. Normalerweise werden die Kosten während der Leasingdauer aber über einen zusätzlichen Wartungs- und Inspektionsvertag abgedeckt. Dafür fällt eine Pauschale zusätzlich zur Leasingrate an. Dieser Vertrag wird bei der VZÜ nicht verlängert.

In der VZÜ sei nicht klar, wie lange und wie weit das Fahrzeug tatsächlich weitergefahren wird und welche Wartungskosten daraus resultieren, teilt VWFS mit. Eine Re-Kalkulation der Wartungsverträge für den Zeitraum der VZÜ sei daher nicht möglich. Viele Kunden, die durch die Vertragskombination gewohnt sind, dass es zur monatlichen Rate keine weiteren Kosten gibt, werden daher nun böse überrascht sein.

Im vertraulichen Gespräch bestätigen mehrere VW-Händler bereits Erfahrungen mit verärgerten Kunden. Diese hätten oft den Standpunkt, dass sie nicht an den Lieferproblemen Schuld seien. Dementsprechend seien sie nicht bereit, Wartungskosten infolge der Verlängerung zu zahlen.

Rechtlich dagegen vorzugehen dürfte laut den Verbraucherzentralen aber schwierig werden – sofern die VZÜ in den Verträgen und AGB wirksam geregelt ist. "Entscheidend ist, was in den Verträgen steht. Wenn eine Übernahme der Werkstattrechnung durch den Leasingnehmer vereinbart wurde, muss man in den sauren Apfel beißen", sagt Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale NRW.

Um vorzubeugen, rät VWFS Händlern, Kunden auf die möglichen Kosten hinzuweisen. Die Partner haben trotz der Sorge um genervte Kunden auch Verständnis. Die Lieferprobleme seien "höhere Gewalt", meint ein Händler. Dass der Konzern die Servicekosten nicht dauerhaft tragen könne, sei verständlich. "Da bin ich auf der Seite von VW." 

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