VW-Finanzsparte: Gutes Ergebnis trotz Wertverfalls von E-Autos

Die Volkswagen Finanztochter VWFS ist wieder in der Normalität angekommen: Nach Milliardengewinnen durch Sondereffekte in 2021 und 2022 ging der operative Gewinn im vergangenen Jahr nun auf 3,25 Milliarden Euro zurück. Zum Vorjahr bedeutet dies ein Minus von 42 Prozent. Dennoch ist es das beste Jahr der Unternehmensgeschichte, wenn man die beiden Ausnahmejahre nicht beachtet.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit sinkenden Fahrzeugpreisen ist VWFS-Chef Christian Dahlheim für die nächsten Monate zuversichtlich: „Wir erwarten für 2024 ein operatives Ergebnis, das aufgrund eines leichten Anstieges an Auslieferungen an Kunden, leicht über dem Vorjahr liegen wird.“ Vorausgesetzt die Rahmenbedingungen bleiben stabil.

Die stark rückläufigen Restwerte bei Elektroautos hat VWFS zwar zu spüren bekommen, „aber wir sehen kein grundlegendes Problem“, sagte VWFS-Chef Christian Dahlheim bei einer Online-Pressekonferenz. „Die realisierten Gebrauchtwagenergebnisse sind auf einem hohen Niveau. Das gilt sowohl für Verbrenner als auch für Elektroautos.“ Beide seien noch nachhaltig oberhalb eines Normalniveaus.

Dass der Finanzdienstleister gut durch den Restwerteinbruch durchkommt, liegt an seiner konservativen Buchhaltung. „Wir haben die Restwerte in unseren Büchern kalkuliert, als ob es die Gewinne in den Ausnahmejahren nicht gegeben hätte“, so Fiedler.

Statt der 70 Prozent vom Listenpreis, die zeitweise für einen drei Jahre alten Gebrauchten erzielt wurden, stehen die Fahrzeuge lediglich mit 50 Prozent in den Büchern. Bei einem derzeit durchschnittlichen BEV-Restwert von rund 59 Prozent sind die Beiträge entsprechend immer noch positiv.

Einen weiteren Verfall der Restwerte versucht VWFS zu abzumildern. „Wir stellen geeignete Instrumente bereit, um die Restwerte zu stabilisieren“, sagte Dahlheim. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Leasing für Neu- und Gebrauchtwagen. Dadurch bleiben die Fahrzeuge im Besitz des Herstellers und sichert ihm wesentlichen Einfluss auf den Preis.

Das Fahrzeug in den eigenen Büchern zu halten und mehrmals daran zu verdienen ist entscheidender Teil der von VWFS eingeschlagenen Vehicle-Lifetime-Strategie. Das zeigt sich bereits in den Zahlen des vergangenen Jahres: Mit einem Plus von mehr als 24 Prozent auf knapp zwei Millionen Verträge legte das Leasinggeschäft am stärksten zu und überholte Finanzierungen. Diese wuchsen lediglich um 1,4 Prozent auf rund 1,84 Millionen Neuverträge.

Eine entscheidende Rolle spielt bei dem Ansatz der Aufbau der Mobilitätsplattform. Das VWFS-Vertriebsmodell 2.0 entsteht zusammen mit Europcar. Hier sieht sich Dahlheim auf gutem Wege. Mittlerweile hat die VW-Tochter die Anteile des eigenen Pkw-Vermietgeschäfts (Euromobil) an Europcar übertragen, um so Synergien im deutschen Vermietmarkt zu heben. Außerdem wurde gemeinsam ein Auto-Abo in Frankreich für die Marke Volkswagen Pkw eingeführt. Hinzu kamen Langzeitmietangebote in Spanien, Portugal und Italien, die besonders im Flottensegment relevant sind.

Die Plattform besteht aus mehreren Elementen, die ineinandergreifen: Dazu zählen CRM-Systeme, die Fähigkeit, Fahrzeuge über mehrere Fahrzeuglebenszyklen anzubieten plus Restwert- und Flottenmanagement sowie ganzheitliche Refinanzierungsmöglichkeiten. Hinzukommt eine internationale und markenübergreifende Gebrauchtwagenvermarktung.

Diese hat VWFS im vergangenen Jahr ausgebaut: 377.000 Gebrauchte hat das Unternehmen im vergangenen Jahr in Europa vermarktet, ein Plus von 37 Prozent. Längerfristiges Ziel ist die Verdopplung auf 750.000 bis 800.000 Einheiten.

Dabei soll die eigene Online-Gebrauchtwagenplattform Heycar helfen, die zumindest im Heimatmarkt seit einiger Zeit schwächelt. „Wir haben zuletzt stärker auf England und Frankreich gesetzt“, sagte Dahlheim. In Deutschland hat VWFS gemeinsam mit den Händlern entschieden, das Angebot etwas runterzufahren. An der Grundausrichtung sieht Dahlheim keine Änderung: „Heycar ist nach wie vor Teil unserer Kernstrategie.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Bestand in Deutschland und Anteil der E-Antriebe Oktober 2023