Die E-Revolution deutscher Autohersteller ist in Wirklichkeit nicht viel mehr als eine E-Evolution. Die Zahl an rein elektrischen Modellen wächst bei Weitem nicht so schnell wie gedacht. Die Produktpaletten werden nur langsam vielfältiger, auch wenn die hohe Frequenz an Ankündigungen etwas anderes vermuten lässt.
Daher verwundert es nicht, wenn große Flottenbetreiber wie der Autovermieter Sixt bei BYD einkauft, wenn der Handelsriese Amazon bei Rivian bestellt oder Waymos Google-Fahrzeuge von Jaguar kommen. Die Deutschen haben zu wenig zu bieten.
Die erste Generation deutscher Elektroautos segnet nun zwar nach und nach das Zeitliche. Doch die neue Generation ist noch kaum auf den Straßen zu sehen. Unter den ersten zehn erfolgreichsten Elektroautos weltweit sind nur zwei aus Deutschland: ID.3 und ID.4 von Volkswagen. Das breiteste Angebot deutscher Anbieter hat VW trotz seines unumstößlichen BEV-Bekenntnisses übrigens nicht: Hier liegt Mercedes-Benz mit acht Modellen klar vorn.
Ansonsten haben es die Koreaner und Franzosen geschafft, sich im Weltmarkt breitzumachen. Genauso wie die Chinesen. Und der Weltmarktführer der Elektromobilität kommt ohnehin aus Texas: Tesla.
Auch die Selbstverpflichtung, alsbald vollständig elektrisch werden zu wollen, wird außerhalb Deutschlands deutlich öfter abgegeben. Die Franzosen von DS schon 2024, der Brite Jaguar 2025, der Italiener Lancia 2026. Das sind nur kleine Marken, richtig. Aber Peugeot legt 2028 den Schalter um sowie Fiat, Renault, Ford und Nissan im Jahr 2030. Selbst für Ambitionsmeister VW gilt das erst danach.
Wenn deutsche Autobauer nicht zu spät sein wollen, müssen sie das Tempo anziehen. Das gilt vor allem in der Entwicklung. Hier hat gut Ding Weile. Zu befürchten steht ohnehin, dass sich neue E-Modelle wegen fehlender Teile – vor allem Chips – erheblich verspäten. Wer kann Tesla dann noch gefährlich werden?
Es läuft gerade das ab, was Evolution per Definition ist: allmähliche Veränderung. Wer aber zu spät kommt, den bestraft der Markt. Evolution ist auch Auslese.
Diese Woche kommen die großen E-Gewinner jedenfalls nicht aus Deutschland – sondern aus China.