Stefan Sommer war von Mai 2012 bis Dezember 2017 Vorstandsvorsitzender des Friedrichshafener Automobilzulieferers ZF. Er folgte damals Hans-Georg Härter auf dem Chefsessel.
Seit 2008 war der gebürtige Nordrhein-Westfale und promovierte Maschinenbauer bei ZF, seit Oktober 2010 im Vorstand für das Ressort Materialwirtschaft verantwortlich.
Vor seinem Wechsel an den Bodensee arbeitete er mehrere Jahre beim Autozulieferer Continental. Zum 1. Januar 2012 rückte der Manager zunächst zum Stellvertreter von Härter auf, bevor er wenige Monate später den Stab vollständig übernahm.
Jetzt übernimmt Sommer das Amt des Beschaffungsvorstands und gleichzeitig die Verantwortung für den großen Geschäftsbereich Komponente bei Volkswagen. Manche sprechen schon von Sommers neuem "Super-Ressort".
Sommer gilt als ruhig und zurückhaltend, als besonnener Stratege, der selten laut wird. Ausrutscher oder Patzer - gar vor Medienvertretern - hat er sich in seiner Karriere bisher nicht erlaubt. Einmal rutschte ihm etwas flapsig heraus "ZF ist mehr als eine Zackenbude. Wir stellen längst nicht mehr nur Zahnräder her", sagte er in einem Interview Ende 2012 - das war es dann aber auch schon mit markigen Sprüchen. Erst zu Ende seiner Karriere gab es ein Interview, das er so vielleicht besser nicht gegeben hätte (siehe unten).
Als Vorstandschef bei ZF verfolgte Sommer unter anderem eine Expansionsstrategie, um ZF angesichts des Wandels in der Autoindustrie wettbewerbsfähig zu halten. Höhepunkt war 2015 die Übernahme des US-Konkurrenten TRW im 100. Jubiläumsjahr des Konzerns. Mit dem Zukauf stieg das Unternehmen ins Geschäft mit Elektronik und Sicherheitstechnik im Auto ein - und baute sich neue Kompetenz auf dem Feld des automatisierten Fahrens auf. Bislang verstanden sich die Friedrichshafener vor allem auf Antriebe und Fahrwerke.
Doch die Zukäufe gingen einigen Mitglieder des Aufsichtsrats zu schnell. Es entbrannte ein Machtkampf über die Ausrichtung des Konzerns. Sommer gelang es letztendlich nicht, das Kontrollgremium für seine Vision zu begeistern. Vor allem zwischen ihm und der Zeppelin-Stiftung und der Stadt Friedrichshafen, deren Oberbürgermeister Andreas Brand für die Zeppelin-Stiftung als Haupteigentümerin von ZF im Aufsichtsrat sitzt, gab es große Spannungen.
Wenig harmoniefördernd war vor allem ein Interview, das er im Sommer der „Schwäbischen Zeitung“ gegeben hatte. Dabei forderte er die Stadt indirekt auf, sich aus dem operativen Geschäft herauszuhalten. „Lokalpolitische Erwägungen“ dürften nicht die Unternehmensstrategie bestimmen, so Sommer.
Die Äußerungen in dem Interview waren wohl eine Replik auf die vom Aufsichtsrat abgelehnte Übernahme des belgisch-amerikanischen Herstellers von Nutzfahrzeugbremsen Wabco. Im Herbst verweigerte sich das Gremium Sommers Anliegen erneut. Rund sechs Milliarden Euro hätte der Zukauf wohl gekostet. Eine solch hohe weitere Verschuldung wollte der Aufsichtsrat nicht tragen.
Das Gremium und die Eigner hielten auch wenig von den Plänen eines Börsengangs, mit denen der zurückgetretene Aufsichtsratsvorsitzende Giorgio Behr und Sommer angeblich liebäugelten.
Sommer und ZF einigten sich, getrennte Wege zu gehen. So viel konnte und wollte sich der Stratege nicht verbiegen und wohl auch nicht ins Geschäft hineinreden lassen.
Ob ihm seine Geradlinigkeit und gleichzeitig besonnene Art bei VW helfen wird? Man darf gespannt sein.
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