Wie sich Zulieferer vor einer Rezession schützen können

Die Unternehmensberatung AlixPartners beschäftigt sich in einer Analyse mit den Herausforderungen der Automobilindustrie im Hinblick auf eine mögliche Rezession. Im Fokus stehen dabei Zulieferer, die neben dem Preisdruck von Seiten der Fahrzeughersteller und Kostensteigerungen in der Supply Chain, auch dem Transformationsdruck hin zur Elektrifizierung ausgesetzt sind.

Laut der Unternehmensberatung deuten die Wirtschaftsindikatoren auf eine mögliche bevorstehende Rezession hin. Allerdings sei unklar wann, mit welcher Intensität und wie lange sie die Automobilindustrie treffen wird. Laut Analyse ist das maximale Preisniveau der Rohstoffe für viele Commodities erreicht. Die Inflation verlangsamt sich, exzessiver Bestand und Spekulationen werden zurückgefahren. Einige Rohstoffpreise sind bereits rückläufig, liegen dennoch weiterhin deutlich über ihrem Vorkrisenniveau. Zudem steigen die Lohnkosten in Deutschland zeitversetzt zu den Commodity-Preisen an.

Für die Automobilindustrie müsse die die Rezession nicht nur ein Schreckgespenst sein, sondern biete besonders bei ausreichender Vorbereitung auch Chancen für Marktteilnehmer, heißt es in der Analyse. Dabei können vor allem die OEMs zuversichtlich in die Zukunft blicken und sich weiter auf das margenträchtige Geschäft konzentrieren.

Zulieferer befinden sich hingegen in einer Sandwichposition: Sie sind direkt abhängig von den Absätzen (Volumen und Produktmix) der OEMs und haben keine Möglichkeit die Preisgestaltung zu beeinflussen, heißt es in der Analyse. Bei den OEMs seien keine Anzeichen sichtbar, dass sie den hohen Preisdruck auf die Zulieferer zurücknehmen, da sie ihre eigene Profitabilität absichern müssen. Gleichzeitig werden die Zulieferer von ihrer eigenen Lieferkette in die Zange genommen, indem Kostensteigerungen durch Material- und steigende Personalkosten durchgereicht werden.

Die Unternehmensberatung geht daher davon aus, dass nur wenige Lieferanten mit angehäuften hohen Cash-Reserven (Fokus auf Preise und Verhandlungen) eine mögliche Rezession einfach aussitzen können. Bei allen anderen, vor allem bei bereits oder noch immer in Schieflage befindlichen Lieferanten, ist ein voller Fokus auf Cash notwendig.

Der Wandel des Marktes hin zur Elektrifizierung zwinge die Industrie, jetzt zu handeln. Besonders traditionelle Zulieferer mit starkem Fokus auf Komponenten des Verbrennungsmotors werden zunehmend dem steigenden Druck ausgesetzt sein. Durch die global voranschreitende Transformation zur E-Mobilität sei der Bedarf an Komponenten und Innovation in diesem Bereich dementsprechend stark angestiegen. Trotz der Anforderungen durch Euro 7, werde kaum noch in die Entwicklung reiner Verbrennertechnologie investiert. Die Lösung sei in den allermeisten Fällen die Elektrifizierung.

Aus Covid heraus waren die Businesspläne in der Autoindustrie auf schnelles Wachstum beziehungsweise Erholung zumindest auf Vorkrisenniveau ausgelegt, so eine Erkenntnis der Unternehmensberatung. Kostenstrukturen seien dahingehend nicht radikal verändert, auch wenn einige Zulieferer wie beispielsweise IFA, Benteler oder Leoni bereits im Jahr 2019 in die Restrukturierung gegangen sind. Einige Unternehmen hätten die Zeit auch genutzt, um sich strategisch zu fokussieren, beziehungsweise auf die sich durch die Coronakrise stark beschleunigte Elektrifizierung des Antriebsstranges einzustellen. Ein Beispiel dafür ist laut AlixPartners der Zulieferer Mann+Hummel.

Als kurzfristige Maßnahmen für eine nahende Rezession rät AlixPartners zu kurzfristigen Maßnahmen wie die Fokussierung auf Cash, um die Liquidität für kriselnde Zulieferer und Mittel und Budgets für mögliche Investitionen und Zukäufe abzusichern. Zudem wird zu einem strikten Portfoliomanagement und einem besonderen Fokus auf Supply Chain Resilience und eine proaktiven Kommunikation mit Fremdkapitalgebern zur Absicherung der Finanzierung und wichtigsten Kunden zur Reduktion von Forderungen geraten.

Als mittelfristige Maßnahmen sieht AlixPartners unter anderem die nachhaltige Reduktion der Fixkosten, ein strategisches Portfoliomanagement, die Nutzung von Chancen, den eigenen Marktanteil zu vergrößern und eine Fokussierung der HR-Strategie als Antwort auf den “War for Talents”.

Ähnlich wie in der Covid-Krise sei das Motto „Cash ist King“ zurück, bilanziert Alix Partners. Dies sei für alle Autozulieferer relevant, um Liquiditätsengpässen vorzubeugen oder um gegebenenfalls bei Zukäufen tätig zu werden. Die jetzige Vorbereitung von Szenarien für 2023 sei essenziell, um schnelle Entscheidungen in einer sich verschärfenden Krise treffen zu können. „Automobilzulieferer, die durch ihre aktuelle Sandwichposition zwischen OEMs und Inflation und dem Transformationsdruck durch die Elektrifizierung vor einer doppelten Herausforderung stehen, müssen sehr konsequent und schnell handeln“, ist die Unternehmensberatung überzeugt.

Dazu aus dem Datencenter:

Die 100 umsatzstärksten Automobilzulieferer weltweit 2021