Brandstätters Reichweiten-Hero

Eigentlich sollte das Modell schon im April auf der Automesse in Peking enthüllt werden. Doch weil die Messe wegen der Corona-Lockdows in dem Land verschoben wurde, präsentierte VW die seriennahe Studie des geplanten Elektro-Passat ID Aero jetzt außer der Reihe - aber dennoch in China.

Schließlich setzt der bisherige VW-Markenchef und künftige China-Statthalter Ralf Brandstätte große Hoffnungen auf das neue Modell. In China soll das Fahrzeug denn auch als erstes zu haben sein: Im zweiten Halbjahr 2023 soll es dort auf den Markt kommen.  Noch im gleichen Jahr soll es dann aber auch im ostfriesischen Emden in Serie gehen.

Das bisherige Passat-Werk, wo gerade erst der ID 4 angelaufen ist, erhält damit dann bereits sein zweites E-Modell. Eine Kombi-Version soll ein Jahr später folgen. Erstmals bestätigt wurde bei der Weltpremiere, dass der Aero auch in den USA angeboten werden soll. Ob das Auto dann auch dort gebaut wird oder aus Deutschland importiert wird, lässt VW zunächst offen.

"Mit dem Showcar ID Aero geben wir einen Ausblick auf das nächste Mitglied der ID-Familie", sagte Brandstätter zur Weltpremiere. "Ein Auto mit einem emotionalen und zugleich sehr aerodynamischen Design, einer Reichweite von mehr als 600 Kilometern, einem außergewöhnlichem Platzangebot sowie Premium-Interieur." Auf das Modell setzt er große Hoffnungen: "Nach dem ID.4 wird dieses Modell unser nächstes Weltauto für die Regionen Europa, China und die USA."

Die nun gezeigte seriennahe Studie ist fast fünf Meter lang und glänzt dank seiner aerodynamisch abfallenden Dachlinie  mit einem cW-Wert von 0,23. Optisch wirkt die Stufenheck-Limousine, deren Serienversion ID 7 heißen dürfte, wie ein Coupé. Im Innenraum  verspricht VW Platzverhältnisse auf Phaeton-Niveau. Damit werde der ID Aero zum neuen Top-Modell der ID-Familie.

Die wohl größte Stärke steckt aber in der Reichweite: die 77-kWh-Lithium-Inonen-Batterie soll im Zusammenspiel mit dem niedrigen cW-Wert und einem effizienten E-Antrieb 620 Kilometer Reichweite ermöglichen. Brandstätter hatte bereits im Vorfeld von "unsrem Reichweiten-Hero" gesprochen. Erstmals durchbricht VW damit die Schwelle von 600 Kilometern.

Der ID Aero, der intern bisher Aero B hieß, beruht auf den Studien ID Vizzion (Limousine) und ID Space Vizzion (Kombi), die VW 2018 und 2019 gezeigt hatte. Bisher war geplant, die Serienversion  ID 6 (Limousine) und ID 7 (Kombi) zu nennen. Das hatte Konzernchef Herbert Diess vor einem Jahr selbst bestätigt. Dem Vernehmen wird aber inzwischen überlegt, beide Version ID 7 zu nennen, um Nummern für weitere Modelle wie Trinity freizuhalten.

Dass das Modell überhaupt in Serie geht, ist vor allem dem scheidenden VW-Markenchef Brandstätter zu verdanken, der im Augst nach Peking wechselt und von dort aus das neue China-Ressort im Konzernvorstand übernimmt. Vor allem Brandstätter habe sich intern stets für den Aero stark gemacht und das Modell gegen Widerstände durchgesetzt, heißt es in Wolfsburg. "Das", so ein Manager, "war von Anfang an Brandstätters Baby."