Wie Zulieferer-Chefs das Jahr 2022 sehen

Die Führungskräfte großer Zuliefererunternehmen sind sich darin einig, dass der Halbleitermangel die Industrie noch bis ins kommende Jahr begleiten wird. Aber es gibt für die Branche auch noch andere Herausforderungen zu bewältigen.

Stefan Wolf, Vorstandschef von ElringKlinger, rechnet damit, dass das zweite Halbjahr 2021 und das erste Halbjahr 2022 weiterhin große Herausforderungen für die Lieferketten bergen. "Das betrifft nicht nur den Engpass bei den Halbleitern, sondern wir haben auch Probleme bei der Stahlversorgung, beim Aluminium oder zum Teil auch beim Kunststoffgranulat. Die Preise gehen deutlich nach oben", bedauert der Manager.

Auch die steigenden Corona-Inzidenzen bereiten ihm Sorgen. "Wenn jetzt noch mal eine massive Welle kommt und wir wieder Einschränkungen bekommen, wäre das eine extreme Herausforderung." Nicht nur, weil das Unternehmen den Betrieb aufrecht erhalten müsse, sondern auch bezüglich der Mitarbeitermotivation: "Die Menschen wollen wieder in die Betriebe kommen und arbeiten."

Auch Patrick Koller, Vorstandschef des französischen Zulieferers Faurecia, geht auf die Themen Corona und Chipknappheit ein. "Mit Covid werden wir leben müssen und auch können. Das bedeutet, dass es weiter Impfungen geben wird. Was die Engpässe bei den Halbleitern betrifft, erwarte ich eine Besserung im zweiten Halbjahr 2022." Der Faurecia-Chef rechnet zwar mit neuen Kapazitäten in den nächsten Monaten, "aber wir werden aus den Schwierigkeiten nicht vor Ende des ersten Halbjahres 2022 herauskommen".

Doch er sieht auch Anlass für Optimismus. "Ich glaube, dass wir in der Automobilindustrie mindestens zwei bis drei gute Jahre haben werden. Einfach weil die Bedarfe vorhanden sind." Koller kritisiert, dass bei den Diskussionen über die E-Mobilität zu wenig auf den Konsumenten geachtet wird. "Wir sollten uns sicher sein, dass die Konsumenten die Fahrzeuge auch kaufen werden. Die Einschränkungen in puncto Reichweite und Laden, die heute die E-Mobilität mit sich bringt, werden nicht so einfach von den Kunden akzeptiert", so seine Einschätzung. Zwar steht es für ihn außer Frage, dass die E-Mobilität ein großer Trend ist, "aber ihre künftige Verbreitung wird insgesamt zu optimistisch gesehen".

Webasto-Vorstand Matthias Arleth verweist neben der Halbleiterproblematik auch auf "die derzeit stark gestiegenen Logistikkosten", die den Zulieferer zusätzlich belasten. So sei die Schiffsfracht beispielsweise deutlich teurer geworden. "Ich hoffe, dass sich das wieder normalisiert. In der Vergangenheit hatten wir in einem einigermaßen stabilen System gearbeitet, in dem sich die Kosten leichter prognostizieren ließen", sagt Arleth.

Dirk Wollschläger, General Manager Global Automotive Industry beim US-IT- und Beratungsunternehmen IBM, hält zwar auch die Chipkrise für die größte Herausforderung im kommenden Jahr, lenkt den Blick aber auch auf einen weiteren Aspekt: "Der bedeutendste Trend in den kommenden Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit."

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