Nach vielen eher halbgaren Börsengängen in der Autoindustrie und manchem SPAC-Schnellschuss der letzten Zeit steht dem Markt nun ein echtes Highlight bevor: Porsche, eine der wertvollsten Marken der Welt, will noch 2022 an die Börse gehen.
Der Plan läuft intern unter dem Namen "Projekt Phoenix". Doch anders als der mythische Vogel, der erst verbrennen musste, um aus seiner Asche wieder aufzuerstehen, ist Porsche seit Langem auf einem Höhenflug. Phoenix steht hier für ein Wiederauferstehen an der Börse – vielleicht sogar ein Zurück zur alten Unabhängigkeit.
Nach Ansicht von VW-Konzernchef Herbert Diess erhält Porsche unternehmerische Freiheit zurück und kann gleichzeitig Synergien im Konzern nutzen. Ohnehin ist die Börsenperformance für Diess ein Lieblingsthema. Vorbild ist hier sicherlich Bösenstar Tesla.
Beim internen Porsche-Rivalen Audi werden sie übrigens aufhorchen. Denn den Ingolstädtern, die mit einem Squeeze-out die letzten Aktionäre herausdrängten, ist so viel Freiheit nicht vergönnt.
Der Börsengang wird auch für Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche eine Genugtuung sein. Die Familienholding (Porsche-Piëch) wird durch den Anteil, den sie über die Porsche SE hält, nicht nur finanziell profitieren. Sie erhält auch ein Stück weit die Kontrolle über die Stuttgarter Sportwagenmarke zurück. Und damit ist auch die Scharte zumindest ein wenig ausgewetzt, die sich die Familie geholt hatte, als der Übernahmeversuch von VW durch Porsche scheiterte. Bekanntlich drehte VW den Spieß um.
Der IPO-Plan ist ein guter Deal für alle Seiten: Die Porsche AG wird unabhängiger, die Porsche SE gewinnt an Einfluss, und VW erhält Gelder in Milliar-denhöhe für Investitionen in die Transformation des Konzerns. Win-win-win – viel mehr geht fast nicht. Wenn ein viertes "Win" auch noch eines für die Aktionäre ist, hat Porsche alles richtig gemacht.
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