Wo die Engineeringbranche ihre Kompetenzen ausbaut

Die Engineeringbranche verstärkt ihre Kompetenzen in etlichen Bereichen. Unternehmen wie IAV, Bertrandt, Asap, Edag oder dSpace haben ihr Know-how gestärkt oder den Ausbau ihrer Standorte angekündigt. Beispiel IAV: Das Berliner Unternehmen erweitert das Leistungsspektrum seiner Hochvolt (HV)-Prüfinfrastruktur und bietet Kunden im Entwicklungszentrum Chemnitz/Stollberg zusätzliche Prüfstände an.

Dazu zählen HV-Vorintegrationsplätze (VIP) in Stollberg und an den anderen deutschen Standorten. Sogenannte VIPs werden beispielsweise für Absicherungen und Freigaben von Softwaredatenständen benötigt. "Auf Vorintegrationsplätzen lassen sich sämtliche Komponenten sowie das Gesamtfahrzeug unter nahezu straßenrealistischen Bedingungen testen", erklärt Sven Hönicke, Abteilungsleiter Test Center Chemnitz/Stollberg bei IAV.

Neu im IAV-Angebot ist ein Hochdrehzahlprüfstand. Pro Minute schafft der Prüfstand bis zu 23.000 Umdrehungen bei maximal 570 kW Leistung, und kann sowohl einzeln als auch gekoppelt mit einem Prüfstand für elektrische Achsen betrieben werden. Ebenfalls neu im Portfolio ist ein Prüfstand für Plug-in-Hybride (PHEV) mit vier Bremsen und Batterieklimacontainer, um einen kompletten PHEV-Antriebsstrang testen zu können. Dieser Allradprüfstand folgt auf den im Jahr 2020 in Betrieb genommenen BEV Hochvolt-Verbundprüfstand, der HV-Komponenten einzeln und im Systemverbund in frühen Entwicklungsstadien testet.

Da der Ausbau des Test Centers in Stollberg zunehmend an Kapazitätsgrenzen stoße, konzipiert IAV neue Prüfstände in Containerbauweise nach dem Prinzip "Test Bench in the Box". Die Anlagen sind modular auf- und abbaubar, können von Kunden gemietet und in kurzer Zeit vor Ort in Betrieb genommen werden. Das Containerprüfstände seien gemäß den Testanforderungen der Fahrzeughersteller konfiguriert und werden von der IAV auch zum Verkauf angeboten.

Ein Ausbau der Bereiche Software- und Elektronikentwicklung steht im Fokus der Asap Gruppe. Das Ingolstädter Unternehmen hat kürzlich eine neue, über 1300 Quadratmeter große Bürofläche direkt in Friedrichshafen bezogen. Ende 2019 hatte der Entwicklungsdienstleister die erste Betriebsstätte am Bodensee eröffnet und Anfang 2021 die Gesellschaft Asap Engineering Bodensee gegründet. Der Standort sei laut Asap zuletzt jedoch innerhalb kurzer Zeit stark gewachsen. Durch das neue Büro rückt Asap zudem auch räumlich näher mit dem strategischen Partner ZF Friedrichshafen zusammen.

Rund zwei Jahre nach der Eröffnung einer ersten Betriebsstätte am Bodensee erweitert die Asap Gruppe mit dem Bezug eines neuen Büros die ihr verfügbare Fläche in Friedrichshafen um ein Vielfaches. "Für den Asap Standort Bodensee hatten wir uns für 2021 mit einer geplanten Verdopplung ein sehr sportliches Wachstum vorgenommen – und haben dieses sogar noch übertroffen", erklärte Martin Ott, COO bei Asap für die Region Bodensee. "Mit der Akquisition neuer Projekte sind wir signifikant gewachsen. Insbesondere die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserem strategischen Partner ZF Friedrichshafen AG konnten wir deutlich ausbauen", erklärt Ott weiter.

Der Anbieter von Simulations- und Validierungslösungen für selbstfahrende und elektrisch angetriebene Fahrzeuge dSpace bündelt sein Know-how für Ladetechnologien im Charging Competence Center München. Dazu gehört der Ausbau der Entwicklungs- und Engineering-Kapazität sowie die Weiterentwicklung des Smart-Charging-Angebotes im Charging Competence Center.

Bereits seit vielen Jahren arbeiten dSpace-Experten im Münchner Raum standortübergreifend mit Entwicklern am dSpace-Stammsitz in Paderborn federführend an der Entwicklung von Testlösungen für Ladetechnologien. Neben dem Test von Leistungskomponenten für AC- und DC-Laden liegt ein Schwerpunkt auf dem Test der komplexen Kommunikation zwischen Ladesäule und Elektrofahrzeug.

Eine neue Geschäftseinheit "Energiesysteme und Antriebsstrang" hat seit Anfang des Jahres die Edag Group gegründet. Dort werden die Kompetenzen des Entwicklungsdienstleisters unter anderem aus den Bereichen Elektrifizierung, Brennstoffzelle und Batterie zusammengeführt. Um die wachsenden Bedürfnisse nach einer nachhaltigeren, fossilfreien und intelligent vernetzten Mobilität jetzt und in Zukunft decken zu können, werden Mobilitätsdienstleister und Produzenten vermehrt die komplette Wertschöpfungskette betrachten müssen, ist man bei Edag überzeugt.

Dabei werde die Energieinfrastruktur eine Schlüsselfunktion für eine nachhaltige Zukunft der Industriegesellschaft und der damit verbundenen Lebens- und Mobilitätsgewohnheiten einnehmen. Auch im Energiemanagement verfolge das Unternehmen einen ganzheitlichen Engineering-Ansatz. Neben der Energiegewinnung und dem Verbrauch stünden dabei auch Nachhaltigkeitsaspekte im Fokus.

Bertrandt wiederum erweitert seine bisherigen Testkonzepte und -methoden in der Absicherung von Radarsensoren. Mit der Einführung neuer Radarprüfstände ergänzt das Technologieunternehmen sein Testing-Know-how im Bereich ADAS/AD. Traditionell werden Sensoren und damit verbundene Systeme auf realen Testfahrten geprüft, die mehrere Millionen Kilometer umfassen. Diese bieten jedoch keine reproduzierbare, kontrollierte Umgebung. Mit den neu entwickelten Radarprüfständen samt Testmethode ermögliche Bertrandt seinen Kunden jetzt Radarmessungen und Verifizierungen im Prüflabor, bevor die Sensoren im Fahrzeug getestet werden.

Dadurch verspricht das Unternehmen verringerte Kosten und Zeitaufwände für Testfahrten. So kann der Entwicklungsdienstleister seinen Kunden diverse Radarmessungen und validierte Prüfverfahren für Komponenten und Gesamtfahrzeuge anbieten. Die Kompetenz von Bertrandt bestehe darin, einzelne Komponenten, integrierte Systeme sowie das Zusammenwirken aller Systeme beim hochautomatisierten Fahren (Level 3) zu testen.

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