ZF und Wabco zeigen Lösungen

Nach der Ende Mai erfolgten Übernahme des US-Zulieferers von Nutzfahrzeugbremsen Wabco, drängt ZF Friedrichshafen mit ersten gemeinsamen Entwicklungen auf den Nutzfahrzeugmarkt. Dazu gehört der nach Angaben von ZF erste Ankoppelassistent, mit dem Lkw vollautomatisiert unter den Auflieger fahren und automatisch an diesen andocken. Hinzu kommt der Advanced Reversing Assist, ein weiterentwickelter Rückwärtsfahrassistent für Lkw. Damit soll es unter anderem zu weniger Manövrierschäden kommen und die Kosten für Ausfallzeiten und Reparaturen sinken.

"Wabco passt strategisch perfekt zu ZF und hat uns in die Lage versetzt, unsere weltweite Führungsposition als zukunftsorientierter Komplettanbieter und Systemintegrator für die Nutzfahrzeugindustrie weiter auszubauen", erklärt Fredrik Staedtler, Leiter der neuen ZF-Division Commercial Vehicle Control Systems. Andreas Moser, Leiter der Division Nutzfahrzeugtechnik, verweist auf die komplementären Kompetenzen der beiden Unternehmen auf Systemebene.

Moser geht es auch um Gründlichkeit. Für die Integration von Wabco wolle man sich "weitere 15 Monate" Zeit nehmen. "Bis 2022 wollen wir eine kombinierte Abteilung haben." Es geht darum Synergien und die beste Organisationsform zu finden. "Wir sind auf einem sehr guten Weg dahin."

Entstanden ist jedenfalls ein Schwergewicht im Nutzfahrzeugbereich. Der kombinierte Geschäftsbereich wäre 2019 auf einen Umsatz von rund sieben Milliarden Euro gekommen. Das entspricht etwa einem Fünftel des Umsatzes des Gesamtkonzerns im vergangenen Jahr.

Bei ZF ist man jedenfalls davon überzeugt, den Nutzfahrzeugmarkt mit den richtigen Produkten und Systemen bedienen zu können, denn die Lkw-Hersteller stehen unter Druck. In der EU müssen Hersteller den CO2-Flottenausstoß neuer Nutzfahrzeuge bis 2025 um 15 Prozent senken, bis 2030 um 30 Prozent. Elektrifizierte Antriebe seien damit zunehmend für Bus und Lkw gefragt, heißt es bei ZF. Zudem schreibt die EU ab 2022 den Einsatz neuer Fahrerassistenzsysteme verpflichtend vor. Ab dem Jahr 2024 sind bei Neuzulassungen auch Warnsysteme wie der so genannte "Totwinkel-Assistenten" gefordert.

ZF investiert jedenfalls seine Elektrifizierungsaktivitäten für Nutzfahrzeuge. Noch in diesem Jahr startet der Zulieferer die Serienproduktion des elektrischen Zentralantriebs CeTrax. Bis spätestens 2023 wird ein vollständiger modularer Elektroantriebsbaukasten mit Achs- sowie Zentralantrieben für Busse und Lkw bis 44 Tonnen aufgebaut.

Dieser wird wie andere E-Systeme von ZF technologieoffen sein, sich also beispielsweise mit Batterie oder Brennstoffzelle kombinieren lassen. Überhaupt will Moser den Bereich Brennstoffzelle forcieren. "Wir müssen unsere Kompetenzen auf dem Gebiet der Brennstoffzelle ausbauen", ist er überzeugt.

Beim eTrailer weitet ZF seine Kompetenz auf das Gesamtgespann aus. Dieser Trailer mit integriertem Elektromotor verwandelt einen konventionellen Lkw in ein Hybridfahrzeug, das bis zu 16 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht.

Für den automatisierten Fahrzeugbetrieb kommt eine Steuerung der fahrdynamischen Systeme auf Basis der Softwareplattform ADOPT (Autonomous Driving Open Technology) zum Einsatz. Der ADOPT-Ansatz bringe das Know-how von ZF beim autonomen Fahren mit der künstlichen Intelligenz in der Nutzfahrzeugwelt zusammen, heißt es beim Zulieferer. ADOPT ist speziell darauf ausgelegt, automatisierte Fahrmodi zu unterstützen, indem es sofort präzise Manöver und eine stabile Fahrzeugsteuerung als Reaktion auf das automatisierte Fahren in der realen Welt ermöglicht.

"Wir können jetzt Adas-Systeme für alle Fahrzeugkategorien anbieten", erklärt Staedter. Der Markt fordere dabei Lösungen aus verschiedenen Richtungen des automatisierten Fahrens. So seien Entwicklungen für das Level 2+ und höher wie auch von Level 4 abwärts gefordert. "Wir müssen für beides bereit sein", so Staedter.

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