Liest man die Pressemitteilungen von Lidar-Entwicklern, fühlt sich fast jeder als Technologie- oder Marktführer. Die Zahl der tatsächlich realisierten Serienanwendungen im Automobil oder auch nur fester Aufträge ist dagegen noch sehr überschaubar. Lidar steht für Light Detection and Ranging und ist in gewisser Weise ein mit Laserlicht statt Funkwellen arbeitendes Radar.
Nicht einmal was das Marktvolumen für Automotive-Lidarsysteme angeht, gibt es wirklich Klarheit. Für 2020 gaben vier Analystenhäuser Volumina zwischen 10,4 und mehr als 30 Milliarden US-Dollar an. Für 2021 schwankten die Angaben zwischen zehn und 70,7 Milliarden Dollar. Und für 2026/27 werden von fünf Analysten Volumina zwischen 15,6 und 92 Milliarden US-Dollar prognostiziert.
Offen ist auch, wie das Rennen zwischen den teuren Lidar- und den vergleichsweise kostengünstigen Radarsystemen ausgehen wird. So ist unklar, ob und wie weit die neuen Imaging-Radar-Systeme die Umgebung so gut erfassen können, dass sie Lidarsysteme teils oder ganz ausstechen können.
Auch Lidar ist nicht gleich Lidar. Die konventionellen "Time-of-Flight" (ToF)-Lidarsensoren messen die Laufzeit des Lichts vom Laser bis zu einem Objekt und wieder zurück zum Lidar-Empfänger und berechnen daraus die Entfernung des Objekts. Sie bekommen Konkurrenz durch Lidarsysteme mit der FMCW-Technik. FMCW steht für Frequency Modulated Continuous Wave. Systeme mit dieser Technologie können mit einer einzigen Messung nicht nur die Entfernung, sondern auch die relative Geschwindigkeit von Objekten erfassen.
Welche der beiden Lidar-Technologien beim autonomen Fahren das Rennen machen wird, ist schwer einzuschätzen. Hersteller von FMCW-Systemen betonen die Überlegenheit ihrer Technik. Anbieter von ToF-Lidaren argumentieren dagegen, FMCW werde überschätzt.