Zweistelliges Minus – aber keine Krise

Im Februar 2020 wurden in Deutschland 239.943 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 10,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.. Nach zwei Monaten liegen die Zulassungen neun Prozent im Minus. Allerdings sind diese Werte nur bedingt aussagefähig: Der Jahresbeginn 2019 war durch aufgeholte Neuzulassungen im Rahmen der ersten WLTP-Umstellung im Herbst 2018 deutlich überzeichnet. Darüber hinaus wurden Ende 2019 sehr viele Neuzulassungen vor Einführung der neuen CO2-Grenzwerte vorgezogen, die in den ersten beiden Monaten dieses Jahres fehlten. Das allgemeine Neuzulassungsniveau ist weiterhin hoch: Nach dem Jahr 2000 gab es lediglich zwei Jahre, 2018 und 2019, die nach zwei Monaten höhere Neuzulassungen aufwiesen.

Die gewerblichen Zulassungen entwickelten sich auch im Februar wieder besser als die private Nachfrage. Sie gingen zwar um 7,8 Prozent zurück, aber die privaten Zulassungen verloren über 16 Prozent. Der Anteil der privaten Zulassungen betrug 33,1 Prozent, 2,2 Punkte weniger als vor einem Jahr. Nur in den Jahren 2015 bis 2017 hatte der Februar einen geringeren Privatkundenanteil.

Nachdem das Jahr 2019 aufgrund von Sondereffekten ein Niveau von über 3,6 Millionen Pkw erreicht hatte, wird es im laufenden Jahr deutlich weniger werden. Unter der Annahme, dass es dieses Jahr nur zu einer konjunkturellen Wachstumsdelle, nicht aber zu einer Rezession kommt, erwartet die Automobilwoche ein Neuzulassungsergebnis von 3,34 Millionen Pkw. Das sind 7,4 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Auch wenn dies der stärkste Rückgang auf Jahresebene seit dem Krisenjahr 2010 wäre, die Neuzulassungen lägen dann immer noch drei Prozent über dem mittleren Neuzulassungsniveau in diesem Jahrtausend.

Aktuell bestimmt das Coronavirus die Schlagzeilen der Boulevard- und auch der Wirtschaftspresse. Inwieweit dies Auswirkungen auf die Pkw-Nachfrage beziehungsweise die Lieferfähigkeit der Hersteller haben wird, lässt sich zurzeit nicht seriös vorhersagen. Eventuelle negative Effekte sind in der Prognose nicht berücksichtigt.

Während sich die vorgezogenen Neuzulassungen aus dem Dezember auf das Neuzulassungsergebnis der ersten beiden Monate negativ auswirkten, pushten sie die Besitzumschreibungen. Sie stiegen im Februar gegenüber dem bereits sehr hohen Vorjahresmonat nochmals um über ein Prozent an. Nach zwei Monaten liegen sie 3,4 Prozent im Plus. Knapp 1,2 Millionen schon einmal zugelassene Pkw wechselten in den ersten beiden Monaten den Besitzer. So hohe Besitzumschreibungen gab es seit dem Jahr 2000 nicht mehr.

Ab diesem Jahr gelten in der EU die neuen CO2-Grenzwerte. Auch wenn diese in 2020 nur von 95 Prozent einer Herstellerflotte erfüllt werden müssen, zeigten sich in der Verteilung nach Antriebsarten auch im Februar deutliche Effekte: Die Pkw mit ausschließlichem Benzinantrieb verloren 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ihr Anteil an den gesamten Zulassungen lag bei 52,1 Prozent, 7,5 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw gingen im Februar um 13,4 Prozent zurück, ihr Anteil verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um einen Punkt auf 31,6 Prozent.

Die Zulassungen von Pkw mit alternativen Antrieben stiegen im Februar in Summe um gut 87 Prozent, der Marktanteil erhöhte sich auf 16,2 Prozent, nach 7,7 Prozent im Vorjahr. Gegenüber dem bisherigen Rekord aus dem Januar sind dies 0,3 Prozentpunkte mehr.

Das meiste Volumen bei den alternativen Antrieben hatten im Februar die normalen Hybride. Sie kamen mit 21.646 Neuzulassungen auf 67 Prozent mehr als im Vorjahr und machten 56 Prozent aller alternativen Antriebe aus. Bezogen auf die gesamten Neuzulassungen betrug der Marktanteil neun Prozent. An zweiter Stelle lagen im vergangenen Monat die Plug-in-Hybride. Sie erhöhten ihr Volumen um 280 Prozent und kamen mit 8357 Neuzulassungen auf einen Marktanteil von 3,5 Prozent. Die reinen Stromer kamen auf 8154 Zulassungen, ein Plus von 76 Prozent und erzielten einen Marktanteil von 3,4 Prozent. Sie hatten vergangenen Monat sowohl gemessen am Volumen als auch am Marktanteil ihre höchsten Monatswerte überhaupt.

Aufgrund der Verschiebung bei den Antriebsarten ist der durchschnittliche CO2-Ausstoß deutlich gesunken. Er betrug im Februar 149,6 g/km und ist der niedrigste Wert seit Einführung der WLTP-Messmethode. Vor einem Jahr lag der CO2-Ausstoß noch bei über 157 g/km. Bezogen auf die bis Herbst 2018 gültige NEFZ-Methode würde dies in etwa einen CO2-Ausstoß von knapp 125 g/km bedeuten. Der letzte nach NEFZ veröffentlichte CO2-Ausstoß vom August 2018 lag bei 131,8 g/km.

Unter den Top 15 Marken gab es ebenso wie im Januar auch im Februar mit Seat einen eindeutigen Gewinner. Ein Plus von 23,4 Prozent sorgte für einen Marktanteil von 4,7 Prozent. Damit lag die VW-Tochter sowohl im Februar als auch nach zwei Monaten vor den Wettbewerbern Renault und Hyundai auf Platz acht. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres hat Seat ein Viertel mehr Pkw zugelassen als vor einem Jahr.

Einen Platz davor, aber hinter Skoda, fand sich Opel wieder. Das Minus betrug über 20 Prozent und auch die stärkste Importmarke Skoda büßte gut elf Prozent ein. Marktführer ist und bleibt unangefochten VW. Auch wenn die Marke um ebenfalls elf Prozent unter Vorjahr lag, der Marktanteil ist mit 18,5 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau.

Die drei deutschen Premium-Marken Mercedes, Audi, und BMW machten im Februar unterschiedliche Entwicklungen mit. Während Mercedes und BMW nur leichte Verluste hatten, büßte Audi über 20 Prozent ein.

In dieser Reihenfolge belegten sie hinter VW die Plätze zwei bis vier, vor Ford. Die Kölner mussten ein Minus von 18,5 Prozent hinnehmen. (dpa/swi)

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