All for One Steeb sieht großes Wachstumspotenzial

Filderstadt. All for One Steeb sieht mittelfristig großes Wachstumspotenzial - vor allem durch neue SAP-Technologien sowie durch ein gut nachgefragtes Outsourcing-Geschäft. "Wir wollen in den nächsten Jahren stark wachsen und Marktanteile erobern", kündigt Finanzchef Stefan Land auf der Bilanzpressekonferenz des SAP-Dienstleisters an. Für das laufende Geschäftsjahr (per Oktober 2012/2013) prognostiziert der Manager einen Umsatz von "mindestens 170 Millionen Euro". Dieses Niveau sei aber noch ausbaufähig. Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll bei fünf Prozent verharren. "Wir haben uns für dieses Geschäftsjahr hohe Investitionen vorgenommen - etwa in das Know-how und den Ausbau unserer regionalen Geschäfte."

All for One Steeb ist ein SAP-Systemhaus, das stark auf die mittelständische Fertigungsindustrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz fokussiert ist. Im Ranking der Automobilwoche liegt das Unternehmen mit Sitz in Filderstadt bei Stuttgart mit einem Umsatz von 31 Millionen Euro im Jahr 2011 an Nummer 13 der 25 größten IT-Dienstleister für die Autoindustrie in Deutschland. Das Unternehmen ist aus dem SAP-Systemhaus All for One Midmarket und der Steeb Anwendungssysteme hervorgegangen. Stärkster Wettbewerber ist die in Bielefeld ansässige Itelligence, die zum japanischen IT-Konzern NTT Data gehört und weltweit tätig ist.

Dagegen will All for One Steeb weiter nur in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) tätig sein. Mit 1400 Mittelstandskunden verfüge man über die größte SAP-Kundenbasis in dieser Region, wenn man das Direktgeschäft des Walldorfer Software- Konzerns außer Acht lässt, so das Unternehmen. Die Wachstumsstrategie der Filderstädter beruht auf zwei Säulen: All for One Steeb will vom Rückenwind profitieren, den SAP mit neuen Technologien erzeugt. Der Softwarekonzern will ausgehend bis 2015 den Umsatz um mehr als 75 Prozent auf rund 21 Milliarden Euro steigern. Treiber dieser Entwicklung sollen unter anderem Cloud-Services und nutzungsbasierte Abrechnungsmodelle, die Darstellung von Verwaltungs-Applikationen auf mobilen Geräten sowie die schnelle Datenanalyse (HANA) sein. Während bislang SAP das Geschäft zu 80 Prozent direkt mit den Kunden betrieben hat, sollen die Partner künftig 40 Prozent dazu beitragen. "Vor allem die Nachfrage nach nutzungsbasierten Abrechnungsmodellen ist sehr stark", so Land. Die Neigung der Kunden die eigenen Investitionen klein zu halten und stattdessen flexible Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, beflügelt auch das Outsourcing-Geschäft - die zweite Wachstumssäule . All for One Steeb betreibt eigene Rechenzentren und kann aus einer Hand neben dem Lizenzverkauf auch das Hosting anbieten. Weil Steeb diese Dienstleistung zuvor nicht im Portfolio hatte, gibt es nun Cross-Selling-Potenzial im neuen Unternehmen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat All for One Steeb den Umsatz um mehr als 70 Prozent auf 153,2 Millionen Euro gesteigert. "Das organische Wachstum belief sich auf über 20 Prozent. Das ist für ein Unternehmen unserer Größenordnung sehr viel", betonte Land. Das EBIT legte um 26 Prozent auf 6,0 Millionen Euro zu. Die EBIT-Marge ging von 5,2 auf 3,9 Prozent zurück. Verantwortlich dafür waren laut Land die Einmalkosten für die Übernahme von Steeb, die bei 2,9 Millionen Euro lagen. "Ohne diese Belastung wäre unsere Marge auf über fünf Prozent gestiegen", so der Finanzchef. Der Vorsteuergewinn stagnierte bei 5,0 Millionen Euro. Auch hier wirkte sich die Akquisition aus: Weil der Zukauf mit Fremdkapital finanziert wurde, fielen Zinsen von 0,9 Millionen Euro an, während im Geschäftsjahr zuvor ein Zinsertrag verbucht worden war. Das Nettoergebnis brach um 42 Prozent auf 4,2 Millionen Euro ein. Im Geschäftsjahr 2010/2011 hatte All for One Steeb von einem Sonderertrag aus einer Desinvestition profitiert und eine Steuerrückerstattung erhalten. Nun hat das Unternehmen im Fiskaljahr 2011/2012 insgesamt 1,8 Millionen Steuern gezahlt.

Die Akquisition von Steeb hatte starke Auswirkungen auf die Bilanz: Nachdem das Unternehmen einen Konsortialkredit von 32 Millionen Euro aufgenommen hat, weist All for One Steeb nun eine Nettoverschuldung von 12,3 Millionen Euro aus. Im Geschäftsjahr davor hatte die Nettoliquidität noch 12,6 Millionen Euro betragen. Damit sank auch die Eigenkapitalquote von 59 auf 35 Prozent. "Das ist von uns so geplant, weil eine so hohe Eigenkapitalquote ineffizient ist", so Land. Nun seien die Kennzahlen in "einer vernünftigen Größenordnung".

Vor kurzem ist All for One Steeb mit 60 Prozent beim norddeutschen SAP-Platzhirsch OSC (80 Mitarbeiter/80 Millionen Euro Umsatz) eingestiegen, die Übernahme der restlichen Anteile in den kommenden Jahren ist fest vereinbart. Damit sieht sich das Unternehmen als "leistungsfähigster SAP-Komplettdienstleister in der DACH-Region". "Wir befinden uns in einem stark konsolidierenden Markt", so Land. Seiner Ansicht nach dürfte es vor allem für kleinere Systemhäuser schwierig werden, das komplette neue Technologieportfolio der SAP anzubieten. "Man braucht eine gewisse Mindestgröße, um mithalten zu können", sagt der Finanzchef. Diese liege zwischen 200 und 300 Mitarbeitern. Gute Geschäftschancen sieht Land auch in der Schweiz, wo es praktisch keine richtige Konkurrenz im Segment von All for One Steeb gibt.

Das internationale Geschäft will All for One Steeb mit internationalen Partnern abdecken. Dazu hat das Unternehmen 2006 das so genannte United VAR (Value Added Resseller)-Netzwerk gegründet. Ziel ist es, in jedem Land einen erfahrenen lokalen Partner zu haben, der die Projekte vor Ort abwickelt. "Wir sind davon überzeugt, dass lokale Fachleute mit den Kunden vor Ort besser zusammenarbeiten", sagt Land. Inzwischen betreuen über 4500 Consultants mehr als 8000 Kunden. Das Netzwerk macht einen Umsatz von 1,5 Milliarden Dollar.