Bregenz. Im Rahmen des Modellprojektes „Vlotte“ erprobt Continental erstmals eine für Elektrofahrzeuge adaptierte Version seines Telematiksystems AutoLinQ. Damit sind 20 der 357 Testfahrzeuge, die im österreichischen Bundesland Vorarlberg von privaten und gewerblichen Nutzern bewegt werden, ausgestattet. Es ermöglicht dem Fahrer, per Mobiltelefon den Ladezustand seines Elektroautos zu überwachen, die nächstgelegene Ladesäule zu finden und festzulegen, wann das Fahrzeug laden soll. Der Flottenbetreiber, der Energieversorger Illwerke VKW, erhält zudem Daten über die Bewegungsprofile und den Stromverbrauch der Autos.
Generiert werden die Daten durch eine kleine Elektronikbox an Bord, die im Wesentlichen aus GPS-Empfänger, Schnittstelle zum Fahrzeug-CAN-Bus sowie einem GSM-Modul für den Datenaustausch besteht. Die Daten verarbeitet ein Server des Partnerunternehmens T-Systems. Die Schnittstelle zum Fahrer bildet eine von T-Systems entwickelte HTML-5-Applikation für Mobilgeräte, die auf Android- und auf Apple-Geräten läuft. Herbert Halamek, Projektleiter für Elektromobilitätslösungen bei Continental, verteidigt den technisch recht einfachen Weg: „Man kann natürlich immer auf große IT-Lösungen warten. Aber unser System ist einsatzbereit und könnte innerhalb von zwölf Monaten in Serie gehen.“ Fahrzeughersteller zeigten reges Interesse.Continental plant Einfach-Telematik für E-Autos
Diese jedoch favorisieren bislang zumindest in Studien Systeme mit umfangreicheren Funktionen. So entwickelt das Gemeinschaftsunternehmen Hubject, zu dem BMW, Daimler, Bosch, Siemens sowie EnBW und RWE gehören, eine Software, mit der Ladesäulen reserviert werden können. Angesichts der noch spärlichen Ladesäulendichte könnte ein Navigationssystem, das die reale Reichweite und Tankmöglichkeiten kennt, Überlandfahrten komfortabler machen. Die derzeit in Elektrofahrzeugen angebotenen Navigationssysteme weisen wie auch die Continental-App lediglich auf die Existenz einer Ladesäule hin. Unklar bleibt für den Fahrer, ob die Tankstelle besetzt ist und ob sie technisch von seinem Fahrzeug nutzbar ist. Zudem benötigt man an vielen Stromtankstellen spezielle Kundenkarten.
Es gibt noch kein übergreifendes IT-System, das Daten zu Technik und Status einzelner Ladesäulen bietet. Der Aufbau eines solchen Systems könnte Jahre dauern. Beim europäischen Forschungsprojekt „Green eMotion“, das bis 2015 mehr als 17.000 Ladesäulen zu einem europäischen Daten- Marktplatz vernetzen soll, wird gerade erst die Bestandsaufnahme abgeschlossen. Mit diesem Marktplatz, so die Vision der bei Siemens beschäftigten Projektleiterin Heike Barlag, könnten Serviceprovider europaweites Roaming anbieten, das nicht nur das Bezahlen, sondern auch andere Funktionen wie das Finden einer freien Ladesäule übernimmt.
Conti-Manager Halamek ist skeptisch, ob sich solche großen Lösungen durchsetzen: „Das Stromtanken wird vermutlich eng an die Parkraumbewirtschaftung gekoppelt.“ In Parkhäusern könnte für spezielle Bereiche mit Ladeanschlüssen ein höherer Stundensatz fällig werden, Stromverbrauch inklusive. Für Schnellladestationen hingegen, das zeigt der Modellversuch in Vorarlberg, sind aufwendige Reservierungssysteme unnötig. Zwar wurden die drei Stationen jeweils mehr als 100-mal pro Monat genutzt, durchschnittlich aber nur fünf Kilowattstunden getankt – das geht, bei ordentlicher Ladeleistung, in sechs Minuten.