Daimlers Denza verkauft sich trotz Booms nur schleppend

Stuttgart. Deutschland hat den Anspruch, doch China erfüllt ihn. Das Reich der Mitte ist in diesem Jahr zum Leitmarkt für Elektromobilität aufgestiegen und hat die USA überholt. In den ersten neun Monaten ist der Absatz von E-Autos in China nach einer Statistik des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach (CAM) um 135 Prozent auf 100.000 gestiegen. In den USA waren es gut 90.000, hier ist der Markt aber leicht rückläufig. In Deutschland wurden nur rund 15.000 Stromer verkauft. Dies beinhaltet auch Plug-In-Hybride. Das CAM erwartet, das 2015 weltweit rund 500.000 Elektroautos in Kundenhand übergehen. Jedes dritte davon wird in China zugelassen.

Deutsche Hersteller wie Daimler können von dem Boom in China bisher jedoch nur wenig profitieren. Zusammen mit dem Partner BYD bauen die Stuttgarter das Elektroauto Denza, das umgerechnet etwa 45.000 Euro kostet. Seit der Markteinführung Anfang des Jahres konnten nur 2000 Stück verkauft werden. "Wir wollen natürlich mehr an die Kunden bringen, aber wir haben zuletzt eine aufsteigende Kurve gesehen", sagte Daimler-China-Vorstand Hubertus Troska am Donnerstagabend vor Journalisten in Stuttgart. Hersteller kleinerer Autos seien im Vorteil. Laut CAM-Studie gehört etwa der BYD Qin nach dem Nissan Leaf und dem Tesla Model S zu den meistverkauften Modellen weltweit.

Troska erwartet, dass das Thema von der chinesischen Regierung in den kommenden Jahren noch stärker vorangetrieben werde und damit auch der Denza auf höhere Stückzahlen komme. So dürften etwa neue Wohnblocks nur noch dann erstellt werden, wenn sie auch für eine Batterie-Ladeinfrastruktur ausgelegt seien. In China wird zudem der Kauf von Elektro-Autos auf vielfältige Weise begünstigt. Zum einen ermöglicht der Kauf eines Stromers, überhaupt an ein Nummernschild zu gelangen, das sonst nur teuer ersteigert oder im Losverfahren erworben werden kann. Zusätzlich fördert der Staat den Kauf eines E-Autos mit Prämien bis zu 15.000 Euro.

Aber auch in China bleibt der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen unter einem Prozent. Gefragt sind wie überall auf der Welt vor allem Geländewagen, weshalb sich Troska vom neuen GLC, der aktuell im Pekinger Werk anläuft, einen weiteren Absatzschub für Daimler erhofft. Bis Jahresende dürften in China rund 370.000 Autos mit dem Stern verkauft werden. Zu Jahresanfang hatte Troska noch das Ziel von "über 300.000" ausgegeben. Längst hat China die USA als stärksten Markt abgelöst. Das gilt übrigens auch für das teuerste Modell aus dem Haus: Der Maybach, die Luxusversion der S-Klasse für einen Preis von bis zu 200.000 Euro, verkaufte sich in China seit Markteinführung im Frühjahr pro Monat stolze 500 Mal.