Nach unzähligen Flugmeilen schien das Projekt erledigt. Der Forschungschef des Alu-Herstellers Alcoa verließ unter Protest den Raum. Nie im Leben würde sich Aluminium so gießen lassen, dass der gewünschte Wert für die Bruchdehnung erreicht werde.
Audi-Entwickler Heinrich Timm, der auf der ganzen Welt nach einem Zulieferer für die erste Vollaluminium-Karosserie gesucht hatte, zog seinen letzten Trumpf: Zur nächsten Besprechung brachte er Vorstandschef Ferdinand Piëch mit. Es folgten vier Jahre intensiver Entwicklungsarbeit „gegen das Wissen der gesamten Welt“, wie Timm heute sagt. Schließlich überstiegen die erzielten Materialkennwerte sogar die ursprünglichen Ziele – und der A8ging 1994 mit dem Aluminium-Space-Frame in Serie. Für Piëch ein wichtiger Schritt: Zeitgleich forderte er erstmals öffentlich ein Drei-Liter-Auto in Leichtbauweise.
Bereits als Piëch Mitte der 70er-Jahre Technikvorstand von Audi geworden war, begann er das Profil der Marke durch Innovationen zu stärken. Dabei war Piëch keineswegs das Genie, das im Alleingang für den „Vorsprung durch Technik“ sorgte. Vielmehr scharte er eine kleine Truppe von Ingenieuren um sich, die ihm bedingungslos gehorchten. Zu ihnen gehörte Richard van Basshuysen, der den ersten abgasentgifteten Pkw-Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Turbolaufladung in Serie brachte. Dessen Entwicklung wurde lange vor der Wolfsburger Konzernmutter geheim gehalten, die offiziell einen Vierzylinder-TDI konstruierte. Basshuysen arbeitete in einem versteckten Labor auf dem Werksgelände in Neckarsulm. Die Projektdurchsprachen mit Piëch fanden sonntags statt, weil das am wenigsten Aufsehen erregte.